Wer bei einigermaßen klarem Wetter durch die Eifel wandert, kennt das Bild: Auf fast jeder Höhe drehen sich Windräder, fast jede Horizontlinie wird durch eines oder mehrere Windräder durchbrochen. Als Industriedenkmäler der neuesten Generation dominieren sie mittlerweile das Blickfeld an fast jedem Aussichtspunkt der Eifel. Politisch korrekt, stehen sie land auf, landab auf den Höhen. Politisch gewollt und mit Steuermitteln gefördert, als Alternative zu Atomkraftwerken, von Rot-Grün und ökologisch orientierten Bewegungen hochgelobt, werden immer mehr von ihnen gebaut. Ganze Windparks – denn heute wird kein Investor mehr ein einzelnes Windrad aufstellen – speisen ihren Strom in die öffentlichen Netze. Menschen, die mit reinem Gewissen ihr Geld anlegen wollen, mehren ihr Vermögen durch Grüne oder Ethik-Fonds, die oft auch Windenergieanteile halten – sicher sind sie zudem, weil staatlich subventioniert. Da muss doch jedem umweltbewussten Naturfreund das Herz höher schlagen!?
Doch mittlerweile regt sich massiver Widerstand. Selbst der sonst eher konservativ ruhige Eifelverein hat sich in die Front der Windkraftgegner eingereiht und bezieht vehement Stellung gegen die weitere Ausbreitung von Windrädern in der Eifel. Gutachten, vom Eifelverein bei renommierten Wissenschaftlern in Auftrag gegeben, konstatieren die verheerende Beeinträchtigung des Landschaftsbildes. Immer wieder findet sich der Hinweis, dass alle Windräder in der Eifel bisher kein einziges klassisches Kohle- oder Atomkraftwerk überflüssig gemacht haben.
Immer breiter wird die Front gegen die einst naturnahe Idee, den Wind als unerschöpfliche Energieressource einzusetzen. Allein, solange es Gemeinden gibt, die den kurzfristigen Gewinn aus dem Verkauf eines Grundstücks über alle landschaftsplanerischen Überlegungen stellen, wird weiter gebaut, wenn auch nicht mehr so intensiv wie noch vor einigen Jahren.
Neben der landschaftszerstörenden Wirkung gibt es noch eine Reihe weiterer Gründe, weshalb An wohner gegen den Bau von Wind kraftanlagen in ihrer Nachbarschaft zu Felde ziehen. So herrscht bei allen im Betrieb befindlichen Anlagen ein permanentes surrendes Rauschen, das manch ein Anwohner auf Dauer nicht ertragen kann. Subtiler noch wirkt der von den Anlagen ausgehende Infraschall, der unterhalb der Wahrnehmungsschwelle des menschlichen Gehörs liegt, aber trotzdem störend und schädlich auf Körper und Psyche wirkt. Landwirte melden, dass Kühe oder Pferde, die auf der Wiese im Schatten von Windrädern weiden, nervös auf den sich ständig drehenden Schatten des Windrotors reagieren. Eine weitere Gefährdung geht von vereisten Windkraftrotoren im Winter aus. Zwar werden moderne Rotoren ab einem bestimmten Vereisungsgrad automatisch abgeschaltet, aber bei Wiederinbetriebnahme könnten Eis stücke von den Rotoren abspringen und vorbeikommende Spaziergänger, Autofahrer oder andere Lebewesen gefährden.
Forstwirte und Naturschützer (sic!) beklagen die hohe Zahl der Opfer vor allem unter Raubvögeln und Fledermäusen, die von den sich mit hoher Geschwindigkeit (bis zu 200 km/h an den Rotorenspitzen) drehenden Rotoren im Flug erschlagen werden. Eindeutig fest steht mittlerweile, dass der Grundstückswert in der Nachbarschaft von Windkraftanlagen abnimmt. Gemeinden, die sich also vom Verkauf von Grundstücken an Windkraftanlagenbetreiber kurzfristig Gewinne versprechen, schaden den Grundbesitzern in der Nach barschaft. Es gibt somit eine ganze Reihe von Gründen, an der Umweltfreundlichkeit von Windkraftanlagen zu zweifeln. Nicht zu bezweifeln ist ihre Schadstoffbilanz: Sie fällt eindeutig günstiger aus als bei herkömmlichen Kraftwerken.
Was den Wanderer aber vor allem stört, ist eines: Er ist unterwegs, um sich zu erholen, um die Natur zu genießen, um sein Gemüt zu entspannen und seine Seele aufzutanken. Ärzte, Psychologen und andere Fachleute sind mittlerweile sicher, dass das Beste für die seelische Gesundheit der Anblick möglichst ursprünglicher, unberührter Natur ist. Die hofft der Wanderer in der Eifel zu finden. Doch der Anblick unberührter Natur wird in der Eifel immer seltener.
Mächtig drängen sich die immer gigantischeren Windkraftbauten ins Landschaftsbild, kaum ein Horizont, der nicht von ihnen dominiert wird. Die Verfechter grüner Politik, die auf Windkraft als erneuerbare Ressource setzen, denken politisch zwar korrekt, aber eindimensional und nicht ganzheitlich. Der Anblick ›verspargelter‹ Horizontlinien etwa auf den Höhen über Kall oder im ehemaligen Rescheider Bleirevier lässt die Seele nicht zur Ruhe kommen. Dem engagierten Wanderer sollte also daran gelegen sein, dass die Zahl der Windräder in der Eifel nicht weiter zunimmt.