15 Jun Perle der Südeifel
Auf dem Römerpfad durch das Butzerbachtal
Manchmal liegen die schönsten Perlen direkt vor Deinen Füßen und Du, immer den Blick auf der Suche nach neuen Abenteuern in die Ferne gerichtet, siehst sie nicht. So erging es mir auch dieser Tage, bzw. eigentlich müsste ich sagen: in den letzten Monaten. Da liegt eine wunderbare Wanderstrecke quasi direkt vor meiner Haustür und ich habe keine Ahnung davon. Schlimmer noch: Ich bin vor einem halben Jahr sogar schon einmal dort unterwegs gewesen, hatte aber keinen blauen Schimmer, dass ich mich auf dem Römerpfad befand, Aus Zeitgründen habe ich jenes Wegstück ausgelassen, das sich bei meiner jetzigen Wanderung mit guten Freunden als wahre Schatztruhe entpuppt hat.
Römerpfad und Butzerbachtal
Wovon ich rede? Ich rede vom Römerpfad bei Kordel und hier vor allem vom Butzerbach und seinen Wasserfällen. Vor einem halben Jahr bin ich mit Freunden bei Burg Ramstein gestartet. Wir haben aber mit einem Kaffee in der dortigen Gastronomie die Tour begonnen und sind dann über die Genovevahöhle und die Hochburg über den Kamm Richtung Butzweiler. Dort haben wir dann noch die Pützlöcher besucht, haben aber den Butzerbach ausgelassen und sind direkt zur Burg Ramstein zurück. Wieso? Frag mich was Leichteres.
Am vergangenen Samstag bin ich mit guten Freunden aus Kevelaer schon früh am Morgen hier losgefahren. Wir wollten gerne so früh wie möglich am Start sein und das haben wir trotz einiger Hindernisse (Komplettstperrung der Durchfahrt in Welschbillig, sehr auskunftsunwillige Anwohner) auch geschafft.
Wir schaffen es dann doch über enge Sträßchen bis Kordel bzw. bis zur Burg Ramstein, die 3 km außerhalb (noch einmal über ein einspuriges Sträßchen mit Ausweichhaltebuchten) von Kordel liegt. Das Wetter ist herrlich und verspricht einen warmen sonnenreichen Tag. Am Wanderparkplatz ist kaum was los. Wir parken im Schatten direkt am Rand des Butzerbaches. Ganz unscheinbar fließt er hier die letzten Meter bis zu seiner Mündung in die Kyll.
Früher Vogel …
Diesmal starten wir nicht mit einem Kaffee, sondern wir schnallen unsere leichten Rucksäcke und folgen den Hinweisschildern Richtung Wasserfälle. Die führen uns direkt in den Wald. Hier ist es angenehm kühl. Lautes Vogelgezwitscher begleitet uns. Ein älterer Herr mit Aktentasche ist in Begleitung seines noch sehr jungen Sohnes vor uns. Wir werden uns gegenseitig noch des Öfteren überholen. Der hohe Mischwald wird uns über weite Teile der Strecke begleiten, das ist gut so an einem der ersten richtig heißen Tage dieses Jahres.
Nach und nach zeigt der Bach sein ganze Schönheit
Nach wenigen hundert Metern schickt uns ein weiteres Hinweisschild auf einen Pfad direkt am Bach. Das Abenteuer kann beginnen. Anfänglich noch recht unspektakulär, dann immer wildromantischer zeigt der schmale Butzerbach bald immer häufiger sein wahres Gesicht. Er ist nur knapp 3 Kilometer lang, der beeindruckendste Teil gar nur etwas mehr als die Hälfte.
Aber diese anderthalb Kilometer haben es in sich: kleine Wasserfälle, schattige Wassergumpen, und üppiges grünes Buschwerk schaffen eine faszinierende Atmosphäre, die ein klein wenig an Urwald erinnert.
Und im oberen Teil der Strecke wird es dann auch noch abenteuerlich. Schon aus einiger Entfernung sehe ich etwas durch die Bäume blitzen, das mich an eine Hängebrücke erinnert. Im nächsten Moment ist sie aber wieder verschwunden. Erst beim Näherkommen sehe ich, dass ich mich doch nicht getäuscht habe. Unsere vierköpfige Truppe zieht sich immer wieder mal auseinander. Jeder lässt sich von anderen Details dieser bezaubernden Landschaft anziehen, verweilt dort, fotografiert und Jette, die schwimmbegeisterte Dackeldame, ist kaum aus den Wassergumpen rauszukriegen. Hauptsache sie hat auch ihren Spaß.
… und ein Dackel seinen Löwenmut
Weniger amüsiert ist sie von den Hindernissen auf dem Weg – Hindernisse für sie, nicht für uns Menschen. Sie mag Drahtgitter nicht, die uns helfen den stellenweise abgerutschten Weg zu überwinden. Und noch weniger mag sie die schwankende Hängeseilbrücke. Vorsichtig, eine Pfote vor die andere setzend, rettet sie sich über die Bohlen, immer vorsichtig durch die Ritzen dazwischen nach unten schielend. Aber auch dieses Abenteuer meistert sie schließlich. Die kleine Dackeldame hat ein Herz wie ein Löwe.
Stets weiter aufwärts führt uns der Weg über die zahlreichen Stege, Brücken und Treppen. Und immer begleitet uns das Plätschern des kleinen Butzerbaches. Im oberen Stück wird der Pfad immer öfter mal rutschig. Schließlich setzt sich einer von uns gar auf den Hintern. Aber das verdirbt uns keineswegs die Laune. Alle vier sind wir begeistert von diesem Weg. Schließlich geht es über einen klein wenig längeren Anstieg raus aus dem Bachtal und hinauf zu einem Querweg.
Aber es gibt noch weit mehr zu sehen
Hier ein klein wenig nach links und schon wieder gibt es etwas zu sehen. Die sogenannten Pützlöcher, ein noch aus römischer Zeit stammender Steinbruch, indem sich nicht nur die Römer nach Bodenschätzen umgetan haben; aber auch noch in späterer Zeit wurde der hier vorherrschende Buntsandstein gebrochen. Steine aus diesem Bruch wurden zum Beispiel zum Bau des Kölner Doms, des Reichstags in Berlin und des Bahnhofsgebäudes in Leipzig verwendet. Das alles ist auf einer Infotafel in angenehm kurzer und verständlicher Form erläutert.
Weiter gehen heißt weiter aufwärts gehen, das gefällt nicht jedem. Der Anstieg ist allerdings nur stellenweise steil und deshalb hält sich das Murren in Grenzen. Ich tröste: Es ist nicht mehr weit, bis wir den Anstieg hinter uns gebracht haben.
Falsche Versprechungen …
Und tatsächlich, an einer Bank führt der Römerpfad aus dem Wald hinaus. Aber entgegen meinen Hinweisen geht es ab hier nicht ohne Anstieg nach rechts, sondern wir trotten weiter bergan, jetzt am Waldrand und Gott sei Dank weiterhin im Schatten. Aber der Anstieg ist moderat und das Murren meiner Mitwanderer beantworte ich mit dem Hinweis, dass dies der letzte Anstieg der ganzen Wanderung ist. Wie schon so oft, habe ich natürlich nicht recht behalten.
… und ein Glückskind
Jette, die mutige Dackeldame, hat bald Probleme mit der Kondition. Sie verträgt heiße Temperaturen nicht so gut. Aber auch Kathy bleibt irgendwann zurück. Da sie aber immer in Sichtweise ist, machen wir uns keine Sorgen. Gut so, denn das was sie abhält, mit uns Schritt zu halten, ist ihre Suche nach einem vierblättrigen Kleeblatt. Und tatsächlich: Sie hat das unglaubliche Glück und findet eins. Was dazu führt, dass sie noch unbedingt am selben Tag Lotto spielen will. Was leider nicht klappt, so viel sei hier verraten.
Wir stoßen auf die Reste einer alten römischen Mauer. Laut der Infotafel begrenzte sie das Gelände eines riesigen römischen Gutsbesitzes. Sie wurde errichtet, um das fruchtbare Ackerland zu beschützen.
Von hier geht es ein Stückchen quer durch den Wald, bald aber wieder hinaus ins Sonnenlicht. Jetzt geht es erst einmal bergab. Dann am Waldrand vorbei, wo wir wiederum den Schatten suchen. Und es bleibt dabei: Es geht weiter bergab. Und auch gleich in den Wald hinein. Nicht lange dauert es und wir stehen an einer Wegkreuzung. Waren meine Mitwanderer schon von der kleinen Schlucht des Butzerbaches völlig angetan, wollen sie kaum glauben, dass noch mehr Highlights auf sie warten.
Versteckspiel mit Nervenkitzel
An der ersten Wegkreuzung geht es – dem Wegweiser Genovevahöhle folgend – rechts ab. Es ist nur ein kurzes Stück, dann beginnt der Abstieg auf einem Pfad durch den majestätisch hohen Buchenwald. Ich beeile mich ein wenig mehr als die anderen und verschwinde dann in der riesigen Öffnung der Genoveva-Höhle.
Diese ist – historisch gesehen – ja nur ein Ableger der echten gleichnamigen Höhle in der Nähe von Mendig. Ein Mayener Bürger war es, der es fertigbrachte, die ehemalige Klausenhöhle in Genovevahöhle umzubenennen und tatsächlich blieb es dann bei diesem Namen. Es handelt sich nicht um eine echte Höhle, sondern eher um eine riesige muschelförmige Aushöhlung in einer hohen Sandsteinklippe.
Immerhin ist diese Auswaschung so tief, dass sich schon früh Menschen hierhin zurückzogen, um Schutz zu suchen. Ein gewaltiger Absatz – über künstlich in den Fels gehauene Stufen erreichbar – bildet einen Sockel. Hier haben sich wohl die frühen Höhlenbewohner aufgehalten.
Erst wenn man ganz um die Ecke der Sandsteinklippe gebogen ist, kann man erkennen, dass es sich um eine Höhle handelt. Da ich vorausgeeilt bin und die anderen die Höhle ja noch nicht kennen, stehen sie zunächst etwas ratlos herum. Erst als sie unmittelbar vor den Treppenstufen stehen, erkennen sie die Höhle und deren riesige Ausmaße, die im Gegensatz zur Namensgeberin der von ihrem Gatten verstoßenen Genoveva erheblich mehr Raum geboten hätte als diese kleine Höhle im Mendiger Wald.
Von plötzlicher Abenteuerlust übermannt …
Britta ist so begeistert von der Höhle, dass sie sich ohne nachzudenken auf die äußerste Kante des Sockels begibt, der den Höhlenboden abgibt. Erst dort erkennt sie, dass der Fels vor ihren Füßen fast zehn Meter senkrecht abstürzt. Und Jette, die mutige Dackeldame ist natürlich ihrem Frauchen ohne Zögern gefolgt. Was das Ganze noch gefährlicher macht, ist die Tatsache, dass der ganze Boden unter unseren Füßen mit feinkörnigem, rutschigem Sand bedeckt ist.
Vorsichtig begeben sich die beiden zurück dahin, wo der Sockel wieder breiter ist. Dann geht es wieder hinab über die Sandsteinstufen auf den Waldboden. Und da wir zurück müssen zu der Wegkreuzung, heißt es: Wieder bergauf. Ich ernte massive Kritik wegen falscher Versprechungen. Ich verspreche dafür ein weiteres unschlagbares Highlight: die alte Keltenfliehburg.
Das alles scheint nicht mehr zu toppen …
Die ist gottseidank nicht ausgeschildert, weshalb ich immer, wenn ich dort bin, den Platz auch für mich alleine habe bzw. nur mit den Menschen teile, die mit mir unterwegs sind. Es geht, kaum sind wir wieder von der Höhle zurück auf dem Weg, ein paar Hundert Meter über einen Waldpfad bis zum Plateau auf einer ca. 40 Meter hoch über dem Waldboden herausragenden Sandsteinklippe.
Von dort hat man – vor allem bei diesem schönen Wetter, mit dem wir beschenkt wurden – einen unvergleichlichen Blick über die weiten Wälder der Südeifel bis hinüber zu den Weinbergen an den Moselhängen.
Und genauso wie meine Mitwanderer begeistert waren vom Tal des Butzerbaches, sind sie auch jetzt hingerissen von diesem traumhaften Panorama. Aber auch hier müssen wir uns irgendwann wieder verabschieden. Zurück geht es zum Weg und hier beginnt nun definitiv der Abstieg zum Startpunkt unserer Tour. Und jetzt heißt die Frage nicht mehr: Wie oft geht es noch bergauf, sondern jetzt lautet sie: Wie lange noch? Wenn ich darauf wenigstens eine klare Antwort wüsste.
Aber irgendwann taucht dann doch das rettende Gasthaus auf Burg Ramstein vor uns auf, wo aber auf der Außenterrasse wegen des hohen Gästeaufkommens Selbstbedienung angesagt ist. So steht es jedenfalls weiß auf schwarz auf der Tafel am Eingang. Weshalb wir trotzdem bedient wurden? Weil unser Glückstag war!
Outdoor-Passion
Posted at 10:49h, 01 JuliSieht super aus! Da sieht man erst mal wieder, was für schöne Landschaften man doch vor der Haustür hat! Werde wohl meine Freundin zuhause lassen müssen, denn sie ist doch etwas schwerer als Jette.. 🙂
Hans Joachim Schneider
Posted at 18:12h, 01 JuliHallo Marcel, yo, früher bin ich in Südfrankreich, in der Schweiz und in anderen Ländern gewandert. Jetzt wo ich älter werde, entdecke ich die Schönheiten der Landschaft hier um mich rum. Übrigens: Schöne Website, die Du da hast. Klettern fasziniert mich sehr. Ich bin aber zu alt, zu untrainiert und ein wenig zu ängstlich, um noch einmal »senkrecht« zu gehen. Schöne Grüße aus der Eifel in den Süden. Joachim