05 Nov. Hamburg Altona – deine
Sehenswürdigkeiten
Altona – Teil meines Lebens
Was macht man, wenn man zwischen einem Termin in Altona und dem Dienstbeginn in Othmarschen fast vier Stunden Zeit zum Vertrödeln hat? Ging mir gerade am vergangenen Montag so. Wie immer ungeplant. Nach dem Termin, der mich ein wenig nachdenklich zurückgelassen hat, finde ich mich im Mercado wieder – Hamburger wissen, was ich meine.
Aber ich kann nicht vier Stunden in Bäckerei-Cafés rumsitzen oder endlos meine Runden drehen. Nachdem ich meinen Hunger gestillt, mir verschiedene Bekleidungsshops von außen angesehen und vor der Eisdiele im ersten Stock gekniffen habe, fällt mir nicht mehr viel ein, wie ich meine Zeit noch weiter inhouse verbummeln könnte.
Warum nicht ein wenig Altona und seine Sehenswürdigkeiten erkunden?
Und zwar auf einer selbst erdachten Sightseeing-Runde. Vom Bahnhof Altona führt mich mein Weg zum Platz der Republik. Ich würde es lieber Park nennen, aber okay. Schon seit Langem frage ich mich, was es mit den beiden Centauren auf sich hat, die scheinbar um einen dicken Fisch rangeln. Ich werde meine kluge Katze fragen, die ja (fast) alles über Hamburg weiß.
Am Rande des Platzes stoße ich auf das Altonaer Museum. Ich zögere und zaudere: Warum nicht mal reingehen? Aber dann reicht die Zeit vielleicht nicht. Ich bin ja gerade mal in eher gemächlichem Tempo unterwegs. Ich kann mich nicht entscheiden. Wenigstens fragen, was der Eintritt kostet, könnte ich. Tue es aber nicht.
Das Rathaus wollte ich mir immer schon mal von innen ansehen. Da hatte mir die Katze aber schon gesagt, dass es von außen imposanter aussieht als von innen. Trotzdem. Ich laufe durch alle Gänge, auch im ersten und zweiten Stock. Dabei stelle ich fest, dass hier Menschen sitzen, mit denen ich beruflich zu tun haben könnte. Keiner fragt mich, wohin ich will. Alle kümmern sich um ihren Kram. Fotografieren im Rathaus mag ich nicht, das Licht ist nicht gerade vorteilhaft. Auch der vor dem Rathaus residierende Kaiser Wilhelm II steht soweit über mir, dass es ihn schlichtweg nicht interessiert, ob ich ihn fotografiere.
Ich kreuze die Palmaille bzw. ihre Verlängerung, die Klopstockstraße, und stehe auf dem Altoaner Balkon, von wo ich die im diesigen Novemberlicht fast schattengleich wirkenden Ladekräne des Hafens bei ihrem gespenstischen Tun beobachte.
Von hier müsste es doch möglich sein, immer ganz nahe zur Elbe nach Othmarschen zu spazieren. Ist es auch, wenn auch kleine Hindernisse im Weg sind. Das liegt daran, dass an mehreren Stellen die Kais ausgebessert werden. So komme ich immerhin dazu, auch mal die elbabgewandte Seite von Neumühlen kennenzulernen.
Dort begegne ich Straßenkunst, architektonisch überraschenden Bauwerken, die sicher mal modern waren. Hier in der Nähe des Fischmarktes haben sich Unternehmen angesiedelt, die sich selbst vermutlich als hip ansehen. Aber nichts ist schneller in Vergessenheit geraten, als das, was heute als angesagt gilt.
Weil die Sonne über dem jenseitigen Elbufer steht, ergeben sich zwischendurch überraschende Lichtspiele, wenn sie mal die Wolken durchdringt. Aber wie immer bei solch spannenden Lichtverhältnissen ist es schwer mit der Handykamera, das aufs Foto zu bannen, was man selbst im Moment sieht.
Ich passiere das alte Speicherhaus, das heute ein Seniorenheim für gehobene Ansprüche beheimatet. Direkt dahinter steht der schönste Leuchtturm von Hamburg am Eingang zum Museumhafen. Die letzten Fotos, jetzt meldet sich schon wieder Hunger.
Von den ganzen Restaurants und Biergärten, die im Sommer hier nicht um Gäste buhlen müssen, hat heute nur das »Sutsche« geöffnet. Drei, vier Gäste verteilen sich auf der weitläufigen Terrasse. Aus dem Verkaufswagen dröhnt laut italienischer Schnulzenpop. Das erinnert mich an meine Toscana-Wanderungen, Anfang der 80er-Jahre. Damals hörte ich am liebsten Luigio Battisti, der genauso unbekümmert seine Liebesballaden hinausposaunte wie der moderne Romeo aus dem Radio hier im Sutsche.
Endlich erscheint der Besitzer/Kellner/Koch oder was immer der gute Mann darstellt. Er ist natürlich Italiener, nicht Hamburger. Habe ich mir schon gedacht. Es gibt noch ein paar Verständigungsprobleme, dann hat er kapiert, dass ich ein Krabbenbrötchen haben möchte. Prompt taucht er ab in die Niederungen seiner improvisierten Küche. Ich habe Muße, deren Einrichtung zu bewundern. Ich frage mich, weshalb die Kühltruhe auf Stelzen steht? Na klar, wegen des möglichen Hochwassers. Nur, was macht der kleine Italiener, wenn das böse Wasser kommt?
Hinter dem Sutsche beginnt der Sandstrand. Die Strandperle hat zu, dort räumen zwei junge Männer auf. Nun noch hoch zum Weg mit den Kapitänshäusern, auf diesem noch ein Stück weiter, dann hinauf zur Elbchaussee. Gleich darauf habe ich diese überquert und bin 10 Minuten später in der Jugend-WG.
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