26 Nov Was soll ich denn in Holland? Etwa wandern?
Ich und in Holland Wandern?
Wie ich darauf komme? Hab mal wieder eine halbe Nacht lang wachgelegen. Und nachgedacht: Was soll ich eigentlich in Holland? Und ich hab überlegt und überlegt und heute Morgen bin ich immer noch ratlos. Stattdessen ist mir eingefallen, was Holland alles nicht hat.
Holland hat zum Beispiel keine Berge. Also keine richtigen. Und den einzigen, den sie haben, müssen sie sich gleich mit den Belgiern und den Deutschen teilen. Nun gut, sie könnten sich ja ein paar richtige in der Schweiz ausleihen. Die haben ja genug, aber was könnten die Holländer im Tausch dafür geben? Viel haben sie ja nicht. Obwohl, ein wenig von der holländischen Weltoffenheit könnten die engstirnigen Schweizer schon vertragen.
Aber das jetzt mal weitergedacht: Wie würde das aussehen? Du kommst bei Venlo über die Grenze und statt plattes Land, wo Du kilometerweit gucken kannst, hast Du plötzlich das Matterhorn vor Dir! Geht doch gar nicht. Und ich weiß gar nicht: Ist Holland überhaupt so groß, dass das Matterhorn ganz reinpassen würde. Und wenn doch, Platz für Kuhdörfer oder Strände mit Dünen wär vermutlich keiner mehr.
Canyoning in Holland?
Holland hat auch keine Gorges du Verdon. Was sollten sie auch damit anfangen? Weil Holland ja teilweise unterm Meeresspiegel liegt, würde die Gorges du Verdon direkt wieder volllaufen. Das wär’s dann mit der spektakulären Romantik. Dann würde das gleich wieder so ausssehen wie am Reindersmeer.
Aber das wär dann zumindest eine Herausforderung für die holländischen Deichbauer, die Gorge wieder trockenzulegen. Dauert halt ein bisschen länger, aber zuzutrauen wär’s ihnen. Aber pragmatisch wie der Holländer nun mal ist, würde er gleich ein Gezeitenkraftwerk daraus machen.
Wenn die Gondeln Trauer tragen
Holland hat auch kein Venedig. Und komm mir jetzt keiner mit Amsterdam. Amsterdam kann mit Venedig einfach nicht mithalten, vor allem was die Preise angeht.
Ob man in Holland wandern kann? Holländer wandern nicht, die wandelen. Wandelen ist übrigens das einzige holländische Wort, das einen gewissen Liebreiz ausstrahlt. Ansonsten nimmt der Holländer den Mund ja lieber so richtig voll.
Und wenn sie wandelen, müssen das immer mindestens 50, besser noch 100 km sein (an einem Stück und an einem Tag, versteht sich). Und sie gehen nicht alleine, sondern es müssen immer Gruppen von mindestens 500 Leuten sein. Sonst macht das keinen Spaß, denn sonst fühlt man sich so alleine.
Gesehen habe ich in Holland selbst zwar noch keinen einzigen Wanderer, aber gehört habe ich schon öfter von ihnen. Das liegt vielleicht daran, dass sie fast immer alle in Deutschland sind: in der Eifel und im Hunsrück.
Da haben sie auch Berge, die sind nicht so hoch wie in der Schweiz, dafür machen sie auch nicht soviel Angst. Und hier sagt auch keiner was, wenn die Holländer am Straßenrand anhalten, ihre Campingstühle auspacken und ihre mitgebrachten Notrationen verzehren. In der Eifel und im Hunsrück sind sie ja froh, wenn überhaupt einer kommt.
Was macht der Holländer in Mayschoß?
Das Einzige, was Holländer hier bei uns reichlich verzehren, ist Wein. Haben sie selber ja keinen. Also keinen guten. Deshalb findet man sie im Herbst überall, wo es Weinfeste gibt. Vor allem im Ahrtal. Ist ja nicht so weit weg von Holland.
Zum Beispiel auf dem Rotweinwanderweg – na gut, da sind jetzt auch nicht so viele unterwegs. Aber zumindest erzählen sie das zu Hause. Eigentlich müsste Holland ziemlich leer sein im Herbst, weil ja alle Holländer mit ihren Wohnmobilen in Mayschoß auf dem Wohnmobilparkplatz am Bahnhof stehen.
Die Geschichte mit den Gardinen
Bleibt noch eins zu klären: die Geschichte mit den Gardinen in Holland. Also mit den fehlenden. Ich bin 20 Jahre lang jedes Jahr zu Weihnachten, Karneval und Ostern nach Holland gefahren, habe immer versucht, hinter das Geheimnis zu kommen, weshalb man in den holländischen Dörfern von der Straße bis in den Garten gucken kann.
Es gab welche, die mir erzählen wollten, dass sei wegen der Überschwemmungsgefahr. So könne man schon von der Straße aus sehen, wenn hinten im Garten das Hochwasser kommt. Ein bisschen kann ich das nachvollziehen. Wie oft habe ich bei Sturm nachts im Ferienbungalow im Bett wachgelegen und gewartet, dass das Meer über die Dünen schwappt und mich holt. Kein angenehmes Gefühl.
Aber ich glaube, das ist nicht wirklich der Grund für die offenen Wohnzimmer. Aber hinter das wirkliche Geheimnis bin ich nie gekommen. Nach 20 Jahren habe ich dann aufgegeben. Ich glaub, die haben gar kein Geheimnis. Was soll ich also in Holland?
Elke
Posted at 09:18h, 27 NovemberHallöchen Joachim,
ich bin ja Hollandfan, auch Fan der niederländischen Sprache, aber deinen Beitrag zu lesen hat mir ein fettes Grinsen ins Gesicht gezaubert.
Aber die Nacht ist zum schlafen da, habe ich auf jeden Fall mal irgendwo gehört 🙂
Ein Tipp, versuche es mit Belgien, die haben richtige Berge, sprechen im flämischen Teil fast wie die Niederländer und überhaupt, die sich richtig nett, wenn auch teilweise unterdrückt und kriegerisch verlangt.
Einen lieben Gruß
Elke
Hans Joachim Schneider
Posted at 10:06h, 27 NovemberLiebe Elke, bitte nicht weitersagen: Eigentlich liebe ich ja Holland, vor allem im Winter. Den Beitrag habe ich vor einiger Zeit schon geschrieben – für einen Bloggerwettbewerb. Die Region Gelderland suchte einige Blogger, denen habe ich diesen Text geschickt. Die haben mich nicht genommen, warum wohl. Aber ich fand den Text zu gelungen, um ihn einfach in der Schublade verstauben zu lassen. Ob Belgien gegen Schlaflosigkeit hilft? Ich werde es mal versuchen. Liebe Grüße, Joachim
Elke
Posted at 21:41h, 27 NovemberSuper, dass du ihn veröffentlich hast, immerhin schon vor dem richtigen wachwerden etwas zum lachen gehabt.
🙂