Ahrtal erleben – Tag 5 - anders-wandern.de
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Ahrtal erleben – Tag 5

 Dem Eifelverein seine Wege …

Ich weiß ja schon lange, dass der Eifelverein breite Wege liebt. Er ist ja schließlich ein Verein. Mit vielen Mitgliedern. Obwohl, die werden immer weniger. Mitgliederschwund nennt sich so was. Ich könnte auch sagen: Nachwuchsprobleme. Die jungen Leute haben kein Interesse am Vereinsleben. Dass der Eifelverein im Ahrtal die Wege ausgezeichnet hat, dafür bin ich im dankbar. Aber nicht immer hat er dabei ein glückliches Händchen. 

Ahrtal erleben auf dem Karl-Kaufmann-Weg, grün, breit, befestigt

Bloß keine schmalen Pfade: Dem Eifelverein seine Wege … breit und gut befestigt (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Aber zurück zu den Wegen. Die sind breit, das sagte ich ja bereits. Weil der Eifelverein davon ausgeht, dass immer ganz viele zusammen wandern. Was ja der Sinn eines Vereins ist. Deshalb verlaufen die Hauptwanderwege des Eifelvereins meist auf breiten Forstwegen. Kann man ja mal machen.

Wege wie der AhrSteig sind das, was der naturverbundene Wanderer sucht. Hier kann er Abenteuer im Ahrtal erleben

Der naturverbundene Wanderer liebt naturbelassene Steige – hier ein Stück des AhrSteigs (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Nur: Der junge Wanderer – und nicht nur der – bevorzugt naturnahe Pfade und Steige. Es fällt dem Eifelverein noch immer schwer, das auch umzusetzen. Nun, irgendwann löst sich das Problem von selbst. Immerhin, das muss ich ihm zugute halten: Er pflegt noch alle vorhandenen Wege, während die Tourismus-Vereine meist nur den aktuellen, angesagten Steig bewerben.

Ahrtalweg, Pfosten, Weide, Eifelverein-Markierung, blauer Himmel,

Und da ist er ja wieder, der Platzhirsch! Wo man auch hinschaut: Der Eifelverein hat sein Revier markiert (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Was die ganze Einleitung soll: Als ich heute Morgen vor der Wahl stehe, wie ich von Altenahr nach Schuld wandern will, bleiben mir eigentlich nur zwei Alternativen. Auf der nördlich gelegenen Seite der Ahr gibt es als Möglichkeit eigentlich nur den AhrSteig, den kenn ich aber wie meine sprichwörtliche Westentasche. Also schaue ich mir die Seite südlich von der Ahr an. Dort stoße ich schnell auf einen ziemlich gradlinig über die Ahrhöhen verlaufenden Weg des Eifelvereins: den Karl-Kaufmann-Weg.

Ahrtal erleben auf den breiten Wegen des Eifelvereins.

Dem Eifelverein seine Wege – verlaufen oft geradlinig über die Höhen (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Noch einmal wäge ich ab: Auf der AhrSteig-Route könnte ich bei diesem herrlichen Wetter noch einmal schöne Fotos machen. Aber dieser Abschnitt verlangt einiges an Kondition. Der Eifelvereinsweg sieht ein wenig gemächlicher aus. Außerdem wäre er Neuland für mich. Wo ich doch das Ahrtal jenseits des AhrSteigs erkunden möchte. Außerdem führt er oberhalb von Hönnigen an der Teufelsley vorbei, dem einzigen veritablen Kletterfelsen hier im Ahrgebirge.

Ahrtal erleben, auf grünem Weg den Ort verlassen

Und ja, hier darf der AhrSteig ruhig mal beworben werden (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Die Entscheidung fällt für den Weg des Eifelvereins. Ich will aber nicht noch mal hoch Richtung Hornberg bzw. Steinerberg steigen, wo der Karl-Kaufmann-Weg vom alten AV2 abzweigt. Stattdessen fahre ich mit der Bahn bis Ahrbrück, laufe dort ins Tal Richtung Kesseling, wo ich dann den Einstieg in den von mir ausgesuchten Weg in der Nähe der Rochus-Kappelle finde.

Ein kleiner Bach, der der Ahr zustrebt markiert den Beginn des Karl-Kaufmann-Weges (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Ein kleiner Bach, der der Ahr zustrebt, markiert für mich den Beginn des Karl-Kaufmann-Weges (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Er führt mich auf einem Sträßchen ins Seitental hinein, zweigt dann aber bei den letzten Häusern rechts ab auf einen mit (sehr) grobem Schotter aufgefüllten schmalen Forstweg. »Schotter« scheint man hier reichlich zu haben. Irgendwann wird der Untergrund besser, der Weg breiter. In zahlreichen Windungen schlängelt er sich langsam auf die Höhe.

Immer noch ein breiter weg im Wald: der Karl-Kaufmann-Weg.

Ganz allmählich erklimmt der Weg die Höhe (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Dann aber verläuft er fast schnurgerade über die Kuppen. Das erste Teufelsley-Wegzeichen taucht auf. Es zeigt einen roten Teufel, was sonst. Rund um die Teufelsley ist Naturschutzgebiet. Die Leute, die hier klettern, scheinen sich daran zu halten.

Junge Bäume im grünen Laub, dahinter der vielbeschworene Quarzithärtling, eine Einladung im Ahrtal zu klettern

Da taucht er auf, der vielbeschworene Quarzithärtling, einzigartig in Europa, die Teufelsley (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Rund um die Teufelsley ist gut aufgeräumt, im Ahrtal liebt man die Ordnung (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Rund um die Teufelsley ist es sauber und gut aufgeräumt, im Ahrtal liebt man die Ordnung (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Oder die Mitglieder des hiesigen Alpenvereins, die eine Hütte am Fuße des Quarzit-Härtlings betreiben, machen hier abends immer sauber. Weil ordentlich ist man ja hier im Ahrtal – wir erinnern uns an das morgendliche Rech.

Sie hinterlässt schon einen gewaltigen Eindruck bei mir, die Teufelsley

Wie ein griesgrämiger Gargoyle liegt sie da, die Teufelsley (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Als ich den Felsen erreiche, ist kein Kletterer zu sehen, auch sonst kein Mensch. Das gibt mir Gelegenheit, den Koloss von allen Seiten zu erkunden und zu fotografieren. Dabei entdecke ich, dass es etliche Möglichkeiten gibt, den Felsbrocken auch ohne technische Hilfsmittel zu erklimmen. Das macht den Unterschied zwischen mir und Sportkletterern aus. Die suchen die Herausforderung. Ich suche den einfachsten (schnellsten) Weg (zu Fuß) nach oben.

Ahrtal erleben, auf die Teufelsley klettern und Abenteuer im Ahrtal erleben

Und ich sach noch: Warum müssen die Leute unbedingt an der steilen Wand hochklettern, hintenrum geht es doch viel einfacher (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Er gibt sich alle Mühe, mich zu beeindrucken, aber das ist vergebene Liebesmüh, ich kletter halt nicht (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Er lockt, er flirtet, er versucht mich zu becircen. Er gibt sich wirklich alle Mühe, mich zu beeindrucken, aber das ist vergebliche Liebesmüh, ich kletter halt nicht (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Zurück auf dem Weg wandere ich nun stets weiter geradeaus. Bis zu dem Punkt, wo ein Kreuz als Wegweiser Richtung Dümpelfeld weist, hier biege ich rechts ab.

Ein breiter Weg, ein Wanderkreuz an einer Wegkreuzung, hier biege ich nach rechts

Dem Eifelverein sein Weg, irgendwann verlasse ich ihn nach rechts, Richtung Dümpelfeld (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Der Weg scheint ganz frisch planiert und befestigt. Aber er ist unterwegs nicht mehr markiert. Irgendwann stehe ich in einer Senke, dort gabelt sich der Weg. Leider habe ich in der Zwischenzeit die Orientierung auf der Karte vernachlässigt. Also wieder zurück und neu orientieren. Nee, um Gottes Willen, heute nicht. Ich biege rechts ab, denn der linke Zweig des Weges steigt wieder an. Ich laufe lieber bergab. Doch auch dieser Weg schwenkt irgendwann in eine Richtung, die mir nicht behagt.

Bei der nächsten Gelegenheit biege ich links ab auf eine grüne Schneise. Es ist wohl mal ein Weg gewesen, der aber schon lange nicht mehr benutzt wird. Stets rechne ich damit, dass diese Schneise mitten im Wald blind endet, aber sie führt immer weiter, und immer tiefer in den Wald hinein. Es geht über eine Kuppe, dann senkt er sich in ein abgelegenes Tal. Schon bei den ersten Schritten vertreibe ich ein Hirschrudel unterhalb meines Weges. Es wird nicht das letzte sein.

Was für ein Wald, genau richtig, um Abenteuer im Ahrtal zu erleben.

Wie ich diesen Stangenwald liebe (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Wo ich auch hinschaue sehe ich aufgewühlte Erde, Zeichen von Wildschweinen, die in der trockenen Erde nach Nahrhaftem wühlen. Allmählich nimmt der Weg dann im weiteren Abstieg wieder deutlichere Konturen an. Er führt schnurgerade durch einen steilen mit niedrigen Kiefern und Eichen bestandenen Hang. Nur dreißig Meter vor mir erhebt sich ganz plötzlich eine Staubwolke. Zunächst glaube ich an eine heftige Windbö, aber dann sehe ich schemenhaft Tierkörper den steilen Hang hinunterjagen.

Hirschkühe im Hang rechts vom Weg. Sie können mich nicht hören, sind aber vorsichtig und heben alle paar Sekunden den Kopf

Sie haben mich nur kurz gehört und sind aufgeschreckt, aber jetzt nehmen sie mich nicht mehr wahr, weil ich regungslos verharre (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Ich bleibe abrupt stehen. Das Hirschrudel auch. Der Wind steht günstig für mich, sie können mich weder wittern noch hören. Und da ich mich nicht bewege, können sie mich auch nicht eindeutig als Bedrohung einordnen.

So stehen wir also mehrere Minuten. Ganz langsam greife ich zu meiner Kamera. Langsam, weil ich die Tiere nicht beunruhigen will. Irgendwann ist der Zauber verflogen, ich will weiter. Bei der ersten gröberen Bewegung meinerseits  stiebt die Herde davon. Den Hang hinauf, wieder wirbeln sie mächtig Staub auf.

trockener Weg im Sonnenschein, vor einer Minute stob hier eine Schar von jungen Hirschkühen quer über den Weg

Allmählich wird aus dem undeutlichen Pfad wieder ein veritabler Weg (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Kurz darauf habe ich den Talboden erreicht. Nun noch dem hier schon hörbaren Autoverkehr entgegen und ich stehe an der Ahrtalstraße. Ohne Bürgersteig gehe ich ein Stück die Straße entlang, bis ich Dümpelfeld erreiche.

Eine alte rostige Karre, grüner Rahmen, im Zwielicht des Sommertages

Könnte als apart durchgehen: rostige Karre am Wegrand (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Hier erfrage ich mir den Weg zum Ahrtalweg. Das junge Mädchen an der Bushaltestelle schaut mich fragend an. Vom Ahrtalweg hat sie noch nie gehört. Aber den Weg zur Ahr kann sie mir erklären. Dort stoße ich naturgemäß auf den Ahrtalweg. Auf dem sind es bei knalligem Sonnenschein noch ca. 4 Kilometer auf Asphalt, bis ich Schuld, mein heutiges Etappenziel erreiche.

Ahrtal erleben auf mir noch unbekannten Wegen: Ahr. Bäume, Brücke, Übergang

Überraschend schön, der Übergang über die Ahr bei Dümpelfeld (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Aber vorher komme ich noch durch Insul und hier biege ich bewusst vom Ahrtalweg ab, weil mich hier die Ahr mit den steil aufragenden Felsufern fasziniert. Sie hat ziemlich gelitten unter der Trockenheit, wenn ich wollte, könnte ich fast trockenen Fußes ans andere Ufer gelangen.

Eine Stelle der Ahr, die mich immer wieder anzieht – die hohen Felsufer bei Insul (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Eine Stelle der Ahr, die mich immer wieder anzieht – die steilen Felsufer bei Insul (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Dann aber zurück zum Ahrtalweg, der hier und nicht nur hier auf der Trasse der ehemaligen Ahrtalbahn verläuft. Deshalb geht es dann auch vor Schuld noch durch einen stillgelegten Eisenbahntunnel. 

Blick aus dem alten Eisenbahrtunnel. dahinter grünes Gesträuch.

Wie hieß es seinerzeit bei BAP: »denn dad Leech do ahm Eng vun dämm Tunnel es en Panoramatapet.« Hier gottseidank nicht! (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Und dann taucht langsam dieser Ort mit dem merkwürdigen Namen auf: Schuld. Aber Schuld hat hier niemand.

Die Brücke über die Ahr führt mich in das Herz von Schuld, das ist jener Siedlungsbereich, der fast gänzlich von der Ahr umschlungen ist.

Ganz freundlich empfängt mich mein letztes Etappenziel Schuld (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Der Name „Schuld“ geht vermutlich auf das keltische „scolta“ zurück, in dem zwei keltische Wörter stecken, nämlich scolt (= krumm) und aha (= fließendes Gewässer). Damit könnte die Ahr in Schuld aus der Vogelperspektive gemeint sein. Im 13. Jahrhundert wurde aus scolta dann „scolte“ oder „scoulte“; und durch Lautwandel oder Lautverschiebung entstand dann über „Scholt“, „Schult“ und „Schuldt“ der heutige Ortsname Schuld (Zitat aus: https://www.aw-wiki.de/index.php/Schuld).

Aber ist es nicht so, dass wir, sobald wir den Ortsnamen hören, doch anfangen zu überlegen, wer oder was hier Schuld hat. Ist Schuld nicht typisch katholisch? Aber andererseits scheint die Welt hier noch in Ordnung zu sein. Denn hier steht das Gasthaus noch direkt neben der Kirche!

Blick von der Ahrbrücke hinauf zur Kirche und das direkt unterhalb befindliche Gasthaus Hotel zur Linde

Beneidenswert: Das Gasthaus steht direkt unterhalb der Kirche (Foto: Hans-Joachim Schneider).

Die Ahr fließt in einer großen Schleife um die alte Siedlung Schuld

Die Ahr selbst legt eine schützende Schleife um das Herz von Schuld (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Von gegenüber noch über dem steilen Felshang grüßt mich die Spicher Lay.

Vom Balkon meiner Unterkunft blicke ich direkt auf den Steilabfall der Spicher Lay (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Ein rauchender Schornstein im Abendlicht: Was für ein friedliches Bild nach einem anstrengenden Tag.

Obwohl es tagsüber hochsommerlich warm war, ist der Abend hier im Tal empfindlich kühl (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Und hier noch ein paar wichtige Infos für alle, die ebenfalls das Abenteuer im Ahrtal suchen:

Für Infos über Wandermöglichkeiten im Ahrtal, bitte hierhin wenden.

Infos über den Ahrsteig als Premiumwanderweg gibt es auf AhrSteig.de

Die Beschreibung der ersten Tage unter dem Motto: Ahrtal erleben jenseits von AhrSteig und Rotweinwanderweg findest Du hier: Ahrtal erleben – Tag 1 und 2 

… und dann an Tag 3: … doch der Ahrsteig sowie an Tag 4: Ratlos im Sattel

Und auf ahrtalwandern.de findest Du stets aktuelle Informationen und Berichte über das Ahrtal als Wander- und Erlebnisregion.

 

 

 

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