Fasten und Wandern zum Zweiten
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Fasten und Wandern zum
Zweiten

Stirb langsam … auf dem Kölnpfad 1

Ich weiß nicht, was mich dazu gebracht, ausgerechnet auf dem Kölnpfad zu wandern, während ich faste. Vielleicht war es der Gedanke, geschwächt und ermattet irgendwo im wilden Niemandsland der Eifel zusammenzubrechen, der mich diesen Wanderweg rund um Köln wählen ließ für meinen zweiten Fasten-Wanderversuch. Dass ich mich auf dem Kölnpfad eher verlaufen könnte als in der wilden Eifel, das musste ich dann erst erfahren.

Mein erster Versuch zum Thema Fasten und Wandern liegt fast zwei Jahre zurück. Damals führte mich meine Wanderung im Frühling von Rheinbach über die Tomburg und in einem weiten Bogen wieder zurück. (Den Link zu diesem Bericht findest Du am Ende des Textes). Jetzt aber haben wir Winter und ich starte meine Tour am dritten Fastentag. (Anmerkung: Nicht alle Fotos der Strecke sind an diesem Wandertag entstanden!)

Anders als bei meinem ersten Versuch habe ich aktuell so gut wie keine Umstellungsschwierigkeiten. Außerdem steht mir mein erfahrener Fastenguru Susanne (Wie heißt eigentlich die weibliche Form von Guru?) zur Seite. Von Anfang an ist klar, dass ich mir jeden Tag zumindest eine Tasse Kaffee gönnen werde. So kann ich den durch Koffeinentzug bedingten Kopfschmerzen entgehen.

Fasten und wandern – was für ein Spaß am bei solch einer Kulisse

Mein Zuweg zum Kölnpfad führt durch den Beethovenpark (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Mein Plan ist es, die erste offizielle Etappe des Kölnpfades zu laufen, diese aber in umgekehrter Richtung. Sie führt eigentlich vom Parkplatz unterhalb der Rodenkirchener Autobahnbrücke durch den Äußeren Grüngürtel nach Köln-Klettenberg. Da ich selbst aber quasi in Klettenberg wohne, macht es für mich mehr Sinn, entgegen dem offiziellen Verlauf zu gehen. Ein kurzer Blick tags zuvor auf die entsprechende Website des Eifelvereins, ein kurzer Klick auf die dortige Karte, die sich aber nicht vergrößern lässt. Da ich die Markierungen des Kölnpfades bei meinen Spaziergängen im Grüngürtel kenne, brauche ich keine weiteren Vorbereitungen, … Dachte ich!

Blick über den Decksteiner Weiher

Köln von seiner schönsten Seite – Herbststimmung am Decksteiner Weiher (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Am Wandertag ist Schneefall angesagt, für Köln schon fast ein historisches Ereignis. Über die Berrenrather Straße laufe ich stadtauswärts, über den Militärring hinüber bis zum Aufschluss der historischen Wasserleitung. Dabei achte ich wenig auf Wegzeichen. Erst als ich dort anfange mich zu orientieren, stelle ich fest, dass ich wieder ein ganzes Stück zurücklaufen müsste. Denn an dieser Stelle führt der Kölnpfad (mal ausnahmsweise) ein ganzes Stück ins Stadtgebiet hinein. Und da ich keine große Lust habe, denselben Weg zweimal zu machen, heißt es, kurzfristig umzudisponieren. Also werde ich von meinem Standpunkt aus die zweite offizielle Etappe in Angriff zu nehmen. Und zum hundertsten Mal nehme ich mir vor, meine nächste Tour besser vorzubereiten.

Wunderbar verzaubert ist die Stimmung am Decksteiner Weiher

Ein glücklicher Mensch, wer solch verzauberte Stimmung am Rande des Kölnpfades erleben darf (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Von der historischen Wasserleitung bin ich schnell beim Decksteiner Weiher. Schon fängt es auch an zu schneien. Weshalb der Kölnpfad hier durch den Wald läuft und nicht am Weiher entlang? Vielleicht wegen der Abbruchreste des alten Decksteiner Forts im Wald.

Mildes Winterlicht bestimmt die Atmospäre während meiner Fastenwanderung

Mildes Winterlicht verzaubert den Weg durch den Buchenwald (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Der Kölnpfad orientiert sich nicht in erster Linie an landschaftlicher Schönheit, sondern eher an historischen Örtlichkeiten. Ein Faktum, dass mir unterwegs noch öfter auffallen wird. Warum er aber an manchen Stellen Winkel und Haken schlägt, will sich mir nicht erschließen.

Ein helles Wolkenband schiebt sich über den dunkel werdenden Abendhimmel

Decksteiner Weiher im Abendlicht (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Was mir allerdings schnell klar wird: An die Markierungen des Kölnpfades muss man sich gewöhnen. Das heißt auch: An manchen Stellen muss man die Markierungen auch erst einmal finden. Und dann muss man sie noch zu interpretieren wissen. Vermutlich lautet die Vorgabe, an jedem Abzweig, an jeder Kreuzung so sparsam wie möglich zu markieren. Nur so erklärt sich die manchmal etwas merkwürdige Anbringung der Richtungsweiser. An einzelnen Stellen ist sie sogar regelrecht irreführend. (Beispiele siehe bei den Abbildungen)

An dieser Stelle ist keine Markierung zu sehen

Hier könnte sie etwas klarer sein – es ist aber gar keine zu sehen (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Nach etwa 8 km Fasten und Wandern schwächele ich zum ersten Mal. Außer heißem Ingwertee mit Zitrone nehme ich ja im Moment nichts zu mir. Also mache ich am Adenauer-Weiher die erste kleine Pause – einigee Schlucke des heißen Getränkes, fünf Minuten Ausruhen. Da es weiterhin schneit, sind die Bänke nass, es ist also nicht ratsam, mich hinzusetzen. Nach dem Adenauer-Weiher geht es zum Stadion-Gelände des 1. FC Köln. Hier setzt die Beschilderung vorübergehend ganz aus. Auf gut Glück passiere ich das Stadion linker Hand, stoße danach wieder auf eine Markierung.

Grau ragen aus dem winterlichen Morgendunst zwei Flutlichtmasten des Stadions

Spannend wird der Weg dann durch das Stadiongelände (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Jenseits der Aachener Straße geht es weiter durch den Müngersdorfer Grüngürtel, auch hier ärgere ich mich immer wieder über zweideutige Wegmarkierungen. Und wieder macht der Pfad einige Winkelzüge, die ich nicht ganz nachvollziehen kann. Nachdem ich eine Eisenbahntrasse und das Gerhard-Marcks-Haus passiert habe, bin ich dann wieder außerhalb des Stadtgeländes. Der Weg zieht sich. Meine Muskulatur wird hart, die Beine schwer. Mittlerweile hat es auch aufgehört zu schneien. Trinkpausen mache ich weiterhin im Stehen.

Östlich von mir erstreckt sich Lövenich. Jetzt geht es noch in einiger Distanz am nicht unumstrittenen Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung vorbei. Dann fängt der langweiligste Teil der Strecke an. Für eine geraume Zeit geht es parallel zum Militärring mit seinem eintönigen Reifen-auf-Asphalt-Geräuschmix weiter. Kurz vor Bocklemünd macht der Kölnpfad (wir wollen ja nicht vergessen, wo wir sind) noch einmal einen Schwenk – diesmal Richtung Autobahn, um dann mit einem weiteren Schwenk (und noch einem) wieder Richtung Bocklemünd zu führen. Nun noch flugs durch Alt-Bocklemünd hindurch und schon haben wir diese Etappe des Kölnpfades geschafft. Offiziell habe ich nun ca. 18 km hinter mich gebracht. Schwer hängen die hohen Wanderstiefel an meinen Füßen.

Markierung für den Kölnpfad: weißer Kreis auf schwarzem Grund, darunter die Richtungspfeile

Hier könnte sie etwas klarer sein (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Aber noch einmal packt mich der Ehrgeiz. Anstatt die Straßenbahn zu nehmen, gehe ich nun quer durch die Stadt (zunächst einmal über die Venloer Straße mit ihren verlockenden Dönerläden) wieder Richtung Ausgangspunkt. Zu Hause angekommen habe ich annähernd 26 Kilometer bewältigt und freue mich auf die heiße Badewanne.

Am Ende geht es beim Fasten und Wandern auf dem Kölnpfad fast nur noch geradeaus.

Und wo keine Richtung, da gibt es auch kein Vertun (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Am darauffolgenden Wochenende will ich – immer noch fastend – die ursprünglich geplante 1. Etappe in Angriff nehmen. Diese ist mit offiziellen 22 Kilometern etwas länger als die zweite, dazu kommen noch ein paar Kilometer für die Zuwege von und zum Start- bzw. Zielpunkt. Ich rechne mit ca. 30 Kilometern für diese anstehende Tour.

Den Bericht über meine ersten Versuche Fasten und Wandern zu verbinden findest Du hier:

Fasten und Wandern – ein Selbstversuch

Für alle, die sich für den Kölnpfad interessieren: Hier findet ihr die Details zu den Etappen.

Das Buch des Bachem-Verlages zum Kölnpfad gibt es hier: https://bachem.de/verlag/325

Nein, ich krieg kein Geld dafür, das Buch hier zu bewerben!

Dass auch andere Menschen auf dem Kölnpfad wandern, beweisen die Berichte von Sarah von Miezenstories: Wandern 2.0 Kölnpfad-mit-den-Mädels-und-mit-Selfiestick/

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