07 Nov Wandern auf dem neuen AhrSteig-Verbindungsweg – jetzt freigegeben.
6. Januar 2016: Die ursprünglich hier stehenden Einschränkungen gehören mit dem heutigen Tag der Vergangenheit an. Deshalb habe ich sie gelöscht. Die Verantwortlichen am AhrSteig haben heute die durchgehende Markierung und damit die Freigabe des neuen AhrSteig-Verbindungsweges in einer offiziellen Pressemitteilung bekanntgemacht. Somit ist der AV, der dem Lückenschluss zwischen AhrSteig blau und AhrSteig rot dienen soll, jetzt auch offiziell begehbar.
Abschied im November II – und dann kam alles ganz anders
Wie jedes Jahr im November: Wandern auf dem Ahrsteig ist angesagt. Eigentlich sollte es ja eine eher meditative November-Wanderung werden. Zum Ende des Herbstes zieht es mich einfach an die Ahr. In dieser Zeit wandere ich am liebsten alleine. Zeit, um die Gedanken an der langen Leine laufen zu lassen. Morgens schon vor dem Aufbruch spüre ich große Gelassenheit, heut muss nix. Ich will mir keine Ziele setzen, einfach gehen.
Im Auto dann Gedanken übers Älterwerden, über Loslassen, über den November, der ja auch immer ein kleines Sterben ist, Rückzug, innere Einkehr, Abschied von der Fülle. Halt alles so Gedanken, bei denen man sich ziemlich weise vorkommt.
Ein Schild mit der Aufschrift AV ändert meinen Tagesablauf
Ich fahre nach Kreuzberg, stelle mein Auto dort am Bahnhof ab, will ahrabwärts wandern. Auf der Straßenbrücke in Kreuzberg bleibt mein Blick dann an einem quadratischen kleinen weißen Schild hängen: AV Ahrsteigverbindungsweg.
Kein AV1 und kein AV2, die ich noch von früher kenne. Das muss neu sein. Ich bin elektrisiert. Ich wusste, dass es eine Planung für einen neuen Verbindungsweg zwischen AhrSteig blau und AhrSteig rot gibt, aber das die Planung schon so weit fortgeschritten ist, dass der Weg schon markiert ist, das haut mich um.
Gleich hinter den Bahngleisen (dafür musste ich dann das Schild ignorieren, das zu Fuß gehende Mütter mit Kindern auf die andere Straßenseite schickt) geht es auf einem schmalen Weg direkt in den Lingenberg. Und wie, der Anstieg fordert direkt Kondition, so steil geht es bergauf. Das ist ein knackiger Anfang. Und der weitere Weg hat noch einige Überraschungen parat.
Ich will gar nicht den Weg im Detail beschreiben, den solltet ihr lieber selbst gehen: Aber Achtung, der ist nix für Spaziergänger. Es gibt auf der Strecke mehrere solcher Anstiege, aber vor allem: Den heftigsten hat man für den Schluss aufgehoben.
Vom Lingenberg geht es unterhalb des Hornbergs im Bogen Richtung Altenburg, dort dann auf der altbekannten Strecke über die immer wieder faszinierende Felslandschaft mit Teufelsloch und Schwarzem Kreuz. Das Laub liegt meist schon am Boden, die Blätter sind nicht mehr so farbig wie vor einer Woche, sind eher stumpf und fahl.
Es hätte sich angeboten, den Weg durchs Langfigtal zu führen.
Es geht runter zur Ahr, ich habe die Information, der neue Weg würde durchs Naturschutzgebiet Langfigtal laufen. Erste Enttäuschung, als ich die Brücke über die Ahr überquere. Die neue Markierung möchte mich nach links in Richtung hässliche Tunnelröhre schicken. Erstes Minus für den Weg, die Hintergründe, warum man sich anders entschieden hat, kenne ich nicht. Ich beschließe, meine Chronistenpflicht vorübergehend zu vernachlässigen und wandere durchs Langfigtal. Es geht ja nix verloren, wer das Ahrtal und das Langfigtal kennt, weiß dass der Ahrbogen am anderen Ende des Tunnels wieder auf den Weg treffen muss.
Die nächste dicke Überraschung
Dort dann die zweite Überraschung. Auf einer Karte, die ich vorab bekommen hatte, führte der Weg wie beim vorherigen Verbindungsweg noch weiter über den Ahrtalweg bis kurz vor Reimerzhoven, dort begann dann der Anstieg auf die Krähhardt. Jetzt hat man sich entschieden, den Weg auf Höhe der zweiten Brücke, die hinter Ahrweiler über die Ahr führt, den dort rechts abzweigenden Pfad für den Aufstieg auszuweisen. Ein weiterer dicker Pluspunkt, er spart einiges an Weg und ist in meinen Augen landschaftlich reizvoller.
Im Anstieg treffe ich auf den altbekannten Serpentinenpfad, der weiter hinaufführt. Über die Krähardt geht es auf nun bekanntem Weg unterhalb der Teufelslei vorbei, dann durch den Sattel zwischen Teufelslei und Schrock nach links und – dritte Überraschung, hier links unterhalb des Schrocks auf schmalem Steig weiter.
Endlich Mut zum Steig
Und der hat was. Ein Steig ist ein Steig ist ein Steig … Hier machen sich die Wegeplaner endlich mal wieder auf den Namen Steig bezogen. Als schmaler Pfad mit herrlichen Ausblicken hinüber nach Mayschoß (ob die Aussicht im Frühjahr genauso gut ist, wenn das Laub an den Bäumen wieder vorhanden ist?), einmal sogar mit Sicherungsseil rechts am Felsen, zieht der neue Verbindungsweg hinüber Richtung Saffenburg.
Ab dort geht es dann wieder auf bekanntem Weg durch den Wald hinunter nach Rech. Hier in meinen Augen dann ein weiteres Minus: Der Weg führt kurz vor Rech nach links am Ort vorbei. Warum? Was hat man sich hierbei gedacht? Ein weiteres Mal lasse ich AV AV sein und gehe direkt nach Rech, wo ich mir in einer der Straußenwirtschaft eine kleine Pause gönne.
Wo viel Licht ist, ist auch ein klein wenig Schatten
Dann geht es zur Brücke über die Ahr, hinüber zur Ahrtalstraße, hier kurz nach rechts und dann über den großen Parkplatz zurück zum Ahrufer. Der Weg entlang der Ahr Richtung Dernau ist nicht besonders spannend. Wer hat sich hier durchgesetzt? Pfützen sind mit grobem Schotter aufgefüllt, was dem Ganzen ein klein wenig Baustellencharakter verleiht. Sehnsüchtig schiele ich immer wieder zum (orographisch) rechten Ahrufer, wo der Ahrtalweg verläuft. Der dortige Weg ist wesentlich reizvoller, naturnäher, abenteuerlicher. Schade. Zum Nachbessern ist es vermutlich zu spät. Gerne hätte ich vorher meine Meinung dazu abgegeben, aber …
Etwas gefrustet biege ich bei Steinsbergmühle nach rechts über die Ahr und hier beginnt nun ein weiterer neuer Wegabschnitt. Zunächst geht es auf einem Asphaltsträßchen gradlinieg weg von der Ahr. Es geht wieder bergauf. Am Ortsrand dann eine kleine Kapelle, fast ein Postkartenmotiv. Warum findet man hier im Ahrtal so viele kleine Kapellen am Waldrand? Ich denke dabei auch an die Lourdeskapelle in Bachem. Oder ist das überall so. Vielleicht hat es damit zu tun, dass hier die Wildniss anfängt, hier grenzt die Sicherheit des Dorflebens an das Unbehauste und Wilde der ungezähmten Natur. Vielleicht sollen die Kapellen hier ein Bollwerk sein, einen Schutz versichern.
Dieser Weg ist nichts für Spaziergänger
Gleich dahinter geht es in den Wald, und jetzt ist wirklich Kondition gefordert. Ziemlich geradlinieg geht es bergauf, ohne Serpentinen. Ich muss mehrfach verschnaufen. Schließlich habe ich schon fast 15 Kilometer in den Knochen. Spätestens hier muss ich feststellen: Dieser Verbindungsweg ist nicht für Spaziergänger gemacht. Respekt, das lässt mich den Ärger über den Weg entlang der Ahr fast vergessen.
Nach sattem Anstieg stoße ich wieder auf den alten querlaufenden AV1-Weg, laufe nach links Richtung Krausberg.
Das größte Geschenk
Und hier dann eine weitere Überraschung. In einer Linkskurve verlässt der neue AV den breiten Weg, führt rechts durch einen Hohlweg bergauf (kenne ich schon, bin ich schon gelaufen), um dann aber (nächste Überraschung) diesen gleich wieder nach links zu verlassen. Und das folgende Wegstück ist mal wieder ein richtiges Geschenk für das Wandererherz. Es geht nämlich auf schmalem schieferdurchsetzten Pfad durch den Kiefern- und Eichenwald unterhalb des Krausbergs. Und dann entringt sich meiner Brust irgendwann auch ein Freudenschrei, denn da der Wald nicht sehr dicht hier oben steht, hat man einen wunderbaren Blick hinunter nach Rech. Ich fühle mich wie nach einer Gipfelbesteigung.
Weiter laufe ich zum Krausberg, die Hütte ist heute nicht bewirtet. Vom hier oben kann ich aber sehen, dass in Dernau die Martinsfeuer vorbereitet werden. Mist, daran hatte ich gar nicht gedacht. Vom Krausberg geht es zunächst auf wiederum bekannter Strecke Richtung Kreisstadtblick, dann aber biegt unser neuer AV mitten im Wald nach links, dann nach rechts und wieder nach links …
Im Zickzack zum Alfred-Dahm-Turm
Was soll dieses Zickzack? Ich ahne, was kommt. Er soll auch noch am Alfred-Dahm-Turm vorbeiführen, der ja neben seinem großen Bruder auf dem Krausberg eine Art Schattendasein führt. Tut er dann auch.
Von hier dann noch rüber zum Kreisstadtblick und dann kommen auch schon bald meine Lieblingsserpentinen hinunter nach Walporzheim. Hier bedauere ich nicht, dass der Weg auf der schon von AV1 und AV2 bekannten Strecke bleibt, dieser Abstieg ist immer wieder ein Genuss. Ich fühle mich dabei fast so, als würde ich mich dem Motorrad einen Alpenpass hinunterfahren.
Zum Abschied brennt noch einmal der Himmel
Und am Bahnhof von Walporzheim dann noch das Abschiedsgeschenkt: Der Himmel brennt.
Mein Fazit: Endlich wird aus dem AhrSteig ein richtiger Steig, Der neue AhrSteigverbindungsweg macht das Wandern auf dem Ahrsteig zu einem großartigen runden Erlebnis. Warum kam man nicht schon früher auf die Idee, den Weg so zu führen. Dass die neue Wegführung in meinen Augen aber nicht immer positiv gelungen ist, habe ich ausgeführt. Es gibt sicher Gründe dafür.
Elke
Posted at 07:36h, 08 NovemberMeine Güte wie schön geschrieben
Danke für diese kurzweilige, gefühlvolle Zeit des lesens.
Im Frühjahr, wenn meine Beine wieder mehr Kraft haben, möchte ich diesen neuen Weg gehen und hoffe deine kleinen Schlenker (Langfigtal und Rech) auch zu finden.
Hast du eine Vorstellung von der Streckenlänge?
Liebe Grüße
Elke
Hans Joachim Schneider
Posted at 08:38h, 08 NovemberLiebe Elke, ein ganz großes Danke für Deine lieben Worte. Ja, es ist eine Herausforderung, vor allem die steile Strecke vorm Krausberg. Und was die Streckenlänge angeht: Bei mir haben leider beide technische Hilfsmittel zur Streckenaufzeichnung versagt: die Garmin-Uhr gab nach 4,5 Stunden den Geist auf (Batterie zu schwach = Altersschwäche) und die Aufzeichnung auf dem Smartphone mit der Gastlandschaften-App habe ich verbaselt, weil ich nach der zweiten Pause vergaß, die Aufzeichnung wieder zu starten. Ich schätze aber, Du landest irgendwo zwischen 18 und 20 Kilometern, eher 18 als 20 und da sind die beiden Schlenker (Langfigtal und Rech, wobei Rech ja kein wirklicher Schlenker ist) schon mit eingerechnet.
Viel Spaß beim Nachwandern und liebe Grüße, Joachim
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