04 Feb AhrSteig entschleunigt
Von Heimersheim nach Bad Neuenahr
Der Ahrsteig mit seinen meist knapp unter 20 Kilometer langen offiziellen Etappen ist eine sportliche Herausforderung auch für den geübten Wanderer. Dass es aber auch anders geht, hat mir – völlig ungeplant – der sonnige 2 . Februar gezeigt. Eigentlich mag ich den Ausdruck Genusswandern gar nicht. Aber der strahlend blaue Himmel, das fast frühlingshafte Licht in den Wäldern der Ahrberge und die Verabredung zum Frühstück mit den Mitwanderern bei mir zu Hause vor der Tour gaben dem ganzen Tag schon von vorneherein eine sehr entspannte Stimmung.
Schon der Anfang verheißt Entschleunigung
Statt um 10 Uhr saßen wir schließlich ca. 11.30 Uhr im Auto, kurz nach 12 Uhr stellten wir unser Fahrzeug in Heimersheim ab. Heimersheim selbst strahlte sonntägliche Ruhe aus. Schon zu Beginn kamen uns mehrere Wandergruppen entgegen. Das vorfrühlingshafte Wetter hatte auch andere nach draußen gelockt.
Die Tour beginnt mit einem steilen Anstieg Richtung A61. Aber noch vor der Autobahnunterquerung der erste Halt an der kleinen Kapelle Maria Schutz und Fürbitte. Das schmiedeeiserne Tor des kleinen Kapellchen ist offen, der Innenraum nimmt uns freundlich auf. Ich nehme die Aufforderung, die kleine Glocke der Kapelle zu läuten, gerne an. Wann darf man das schon mal. Sehr wohlklingend ist mein Läuten nicht, aber es erinnert mich an die Zeit, als ich in meinem Heimatort im Hunsrück noch Küster war.
Kurze Rast im dunklen Tann
Geistig erfrischt geht es unter der Autobahn hindurch und schon nimmt uns der Wald auf. Ein kleiner Höhengewinn noch, dann lockt uns die AhrSteig-Markierung nach rechts auf einen steilen Abstieg hinunter ins Tal des Idienbaches. Bei nassem Grund ist dabei Vorsicht angesagt. Die Erfahrung lehrt: Nach einem Abstieg folgt meist kurz darauf ein Anstieg. Also auf der anderen Talseite wieder bergauf; nur der Anfang ist annähernd so steil, wie kurz zuvor das Stück bergab. Nun schlängelt sich der Weg gemächlich Richtung Neuenahrer Berg. Aber schon die erste Bank (mitten im dunklen Tann) verlockt die Damen zu einer kurzen Rast. Kann ich da Nein sagen? Auch der Hinweis, dass der Neuenahrer Berg nur noch eine Viertelstunde entfernt ist, kann die beiden nicht locken. Also Zeit für eine Nahrungsaufnahme.
Und schon lockt die nächste Bank
Frisch gestärkt geht es bald weiter (immerhin). Aber noch bevor wir am gepriesenen Etappenziel sind, verlockt ein AhrSteig-Liegemöbel die noch lange nicht müden Knochen zum Ausruhen. Die Liege heimst viel Lob ein.
Das Liegen hat eine befreiende Wirkung. Kein Ziel mehr im Kopf, der Augenblick zählt. Stattdessen Sonne, frische Luft, lachende Gesichter; es wird viel rumgeblödelt. Irgendwann brechen wir dann doch noch auf Richtung Neuenahrer Berg. Hier in der Sonne dann erst einmal der Aufstieg auf den Turm. Zwei ältere Paare machen uns vor, wie fit man auch noch im hohen Alter sein kann.
Was kommt jetzt: die Paradieswiese, was sonst?
Nun lockt noch die Paradieswiese. Fragen tauchen auf, woher die Wiese ihren Namen hat. Ob hier der Klapperstorch die kleinen Kinder holt? Als wir uns der Wiese durch den Wald nähern, vermisse ich die angekündigten lustvollen Schreie (ein Schw…, wer Böses dabei denkt). Da fällt mir ein, dass der Waldkletterpark vermutlich noch geschlossen hat. Die Wiese liegt in sonntäglicher Ruhe, ihr Anblick unter der Sonne macht jede weitere Frage nach der Herkunft des Namens überflüssig.
Anstatt nun noch – wie geplant– über den Berg zur Lourdeskapelle zu wandern, beschließen wir, die Tour für diesen Tag zu beenden. Auf dem Fahrsträßchen geht es hinunter nach Bad Neuenahr und zum dortigen Bahnhof, von wo wir die eine Station bis nach Heimersheim mit dem Ahrtal-Express bewältigen. Weit über vier Stunden waren wir unterwegs, auf einer Strecke, die sonst ca. die Hälfte an Zeit erfordert – eine sehr entspannte genussreiche Tour.
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