23 Dez Lahnhöhenweg: ein vergessenes Schmuckstück
Wandern auf dem taunusseitigen Lahnhöhenweg von Nassau nach Bad Ems
Es gibt zwei Trassen des Lahnhöhenweges. Die eine verläuft auf der Taunusseite der Lahn, die zweite auf der Westerwaldseite. Die linksseitige ist mit einem weißen L auf schwarzen Grund markiert, für die rechtsseitige hat man die Farben einfach invertiert: Hier folgt man also dem schwarzen L auf weißem Grund. Welche die schönere ist? Finden wir es doch heraus. Mit der hier vorgestellten Etappe von Nassau nach Bad Ems über die Höhen auf der linken Seite der Lahn (in Fließrichtung gesehen) ist jedenfalls eine Etappe beschrieben, die mit Schönheiten nicht geizt. Und am Ende geht es lange, lange durch den Wald, so dass wir einfach die Seele baumeln lassen können. Aber Vorsicht: Trotz allen Seelenbaumelns sollten wir nicht vergessen, an den Wegkreuzungen nach den Wanderzeichen zu sehen.
Aus dem Bahnhof von Nassau herauskommend, wenden wir uns nach links und gehen die ca. 200 Meter bis zum Kreisverkehr vor der Lahnbrücke. Nach links überschreiten wir die Brücke und erreichen auf der gegenüberliegenden Seite der Querstraße, auf die die Brücke trifft, eine Infotafel mit Wegehinweisen für alle Wanderwege, die sich hier vereinen. Uns interessiert heute aber nur der Lahnwanderweg. Die Infotafel ist hier nicht ganz eindeutig. Ein Richtungspfeil unter dem L würde uns gerne neben der Straße ein Stück nach rechts schicken.
Aber die gefälligere Lösung sieht folgendermaßen aus: Wir nehmen an der Infotafel den schmalen Fußweg, der hier bergauf führt. Schnell sind die zwei, drei Häuser am Hang passiert und schon stehen wir buchstäblich mitten im Wald. An den nächsten zwei Weggabelungen halten wir uns stets an den linken bergaufführenden Abzweig. Und schon an der zweiten Gabelung stößt nämlich die offizielle Variante zu dem hier vorgeschlagenen Weg. Ab jetzt können wir uns also an dem offiziellen Wegzeichen orientieren.
Es geht weiter bergauf, dann nach einer Linkskehre in ein stilleres Seitental hinein. Der Weg scheint an einem kleinen Plateau mit einer überdachten Laube zu enden, aber unmittelbar führt er rechts bergab.
Wir nehmen uns aber Zeit für diesen Platz, er strahlt etwas sehr Friedliches aus. Empfänglichere Seelen würde es durchaus einen Kraftplatz nennen, ohne sich gleich dafür als Esoteriker ausschimpfen zu lassen. Und wenn an einem sonnigen Morgen das Licht durch die Eichenblätter gedämpft auf den Waldboden fällt, spricht dieser Platz auch Herz und Seele an.
Der Abstieg durch den verzauberten Eichenwald hinunter in das Seitental erfolgt über zwei, drei Serpentinen, dann stehen wir an einem Wegefünfstern.
Wir nehmen den zweiten Weg rechts, dieser führt über eine Wiese, einen Steg über den Mühlbach und dann gleich links wieder den Berg hinauf. Schließlich heißt der Weg ja Lahnhöhenweg. Am Anfang mit etwas kräftigerer, später mit mäßiger Steigung geht es schnell wieder auf die Höhe. An einer Abzweigung, an der eine der jetzt so beliebten Liegebänke steht, könnten wir zum ersten Mal Schwierigkeiten mit der Orientierung haben.
Hier biegen wir scharf nach links ab, dann finden wir schnell das gesuchte Wegzeichen. Ab dieser Stelle haben wir jetzt eine alte Asphaltdecke unter den Füßen. An einer kleinen Schutzhütte am rechten Wegrand ist dann das Ende des Waldes erreicht. Noch ein paar Schritte und die weite offene Acker- und Wiesenfläche des Schimmerich breitet sich vor uns aus.
Der Weg führt mitten durch das Ackerland, zunächst nach links, dann in einem Rechtsbogen wieder auf den Rand eines Wäldchens zu, dass die Bergkuppe bedeckt.
Wenn wir uns jetzt umdrehen, können wir Burg Nassau auf der Nachbarkuppe thronen sehen. Sie ist eine stolze Burg mit mächtigem Viereckturm. Aber der nächste Wald wartet schon auf uns, es geht jetzt hinüber über die kleine bewaldete Bergkuppe.
Das Wäldchen ist nicht groß, wenige Hundert Meter nur, dann haben wir die Kuppe überschritten und vor uns öffnet sich auch schon wieder der Wald und entlässt uns abermals in eine offene, aber immer noch hügelige Wiesenlandschaft. Rechter Hand breitet sich wieder fruchtbares Ackerland aus.
Mitten in diesem Grün liegt das kleine Örtchen Misselberg wie eine kleine Oase. Vorbei am Friedhof mit der kleinen Kapelle erreichen wir den Ortsrand, wo es an der Wegverzweigung nach rechts geht, mitten durch den Ort. Indem wir nun auf der Taunusstraße bleiben, führt uns diese in einem ganz ordentlichen Anstieg aus Misselberg hinaus. Rechts unterhalb des Weges befindet sich eine Apfelplantage, das milde Lahnklima scheint den Obstanbau zu begünstigten.
Wir erreichen einen größeren Hof (Hof Mauch), rechts ein parkähnliches Grundstück mit großen alten Bäumen, dahinter das Buchardihaus, genau wie Hof Mauch ein Betrieb der Stiftung Scheuern, die sich der Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung verschrieben hat. In der Zeit des Nationalsozialismus spielten die Heime der Stiftung Scheuern eine ungute Rolle als Übergangsheime, in denen geistig behinderte Menschen aufgenommen wurden, bevor sie dann in die Tötungsanstalt Hadamar gebracht wurden. Das Buchardihaus beim Hof Mauch macht von außen den Eindruck, als sei es nicht mehr bewirtschaftet.
Auf Höhe dieser Einrichtung führt der Weg rechts ein Stück bergab, dann geht es hinter dem Gelände wieder links steil bergan in den Wald hinein. Schließlich erreichen wir mitten im Wald die Kutzlay, einen wunderbaren Aussichtspunkt oben am Hang mit Blick nach rechts hinunter auf Nassau und nach halblinks über die Lahn Richtung Dausenau.
Ohne große Höhenunterschiede geht es durch das freundliche Waldstück auf dem Klodersberg. Schließlich verlässt der Weg den Wald, an einer Wegkreuzung dann halb links wieder tiefer in den Wald hinein. Und diesem Wald bleibt der Weg jetzt erst einmal treu. Auch weiterhin ohne großes Auf und Ab passieren wir die Kuppe des Lohbergs. Diese versteckt sich aber im Wald linker Hand.
Sobald der Weg dann doch wieder ins Freie tritt, dehnt sich rechts Ackerland, links begleitet uns weiterhin der Waldrand. Wir passieren eine kleine Ansammlung von Häusern, das sind Deutschherrenhütte und direkt daneben Kirschheimersborn. Unmittelbar dahinter tritt der Lahnhöhenweg wieder in den Wald ein. Gleich darauf aber heißt es aufpassen, denn an einer leicht zu übersehenden Stelle schickt uns die Markierung plötzlich im 90°-Grad-Winkel nach rechts ab und führt nun als schmalerer Pfad zügig abwärts.
Dann wird er wieder breiter, behält seine Richtung »bergab« aber stets bei. Der Weg zieht sich. Es scheint, als wollte der Wald uns nicht freigeben. Auf dem Grundstück eines Bauernhofs entlässt er den Wanderer dann doch ins Freie. Fast geradlinig geht es weiter bergab, am Bauernhof vorbei, an Wiesen und Feldern. Und schon wartet der nächste Wald auf uns.
Kurz nach dem Waldeintritt stehen wir unversehens mitten auf geschichtsträchtigem Boden. Informationstafeln zeugen davon, dass wir uns im Bereich der ehemaligen römischen Limesanlagen befinden. Zur Veranschaulichung sind ein Palisadenstück und die Grundmauern eines Wachturms mitten im Wald rekonstruiert.
Schließlich erreichst Du ein Asphaltsträßchen, noch einmal geht es steil bergan. Unterhalb der Kuppe des Winterbergs macht das Sträßchen einen weiten Rechtsbogen und schon befinden wir uns wieder »in Freiheit«. Wieder einmal ohne großen Höhenunterschied passieren wir zunächst ein Wohngebäude, dann geht es wieder in den Wald, wo gleich der Parkplatz des Ausflugslokals Wintersberg liegt.
Auf Höhe des Lokals verlassen wir aber wieder den Fahrweg und begeben uns links bergab auf einen Pfad, der nun mit mäßigem aber stetigem Gefälle weiter ins Tal vorstößt. Geräusche verraten die Nähe der Stadt. Noch ein, zwei Spitzkehren, dann betreten wir bebautes Areal der Stadt Ems. Es ist ein älteres Wohnsträßchen, nicht unbedingt die Vorzeigeseite dieses ehemaligen Kaiserbades. An der Wegkreuzung auf der Höhe der Kapelle gehen wir noch ein Stück geradeaus, dann macht das Sträßchen einen Bogen nach links. Auf der breiteren Querstraße dann noch einmal kurz nach rechts und schon sehen wir nach wenigen Schritten rechts den Eingang zum Bahnhof von Bad Ems vor uns.
Wir wollen uns aber doch nicht die Sehenswürdigkeiten des alten Kaiserbades entgehen lassen. Denn es warten ja nicht nur zahlreiche Einkehrmöglichkeiten, sondern auch die Schönheiten dieser berühmten Stadt an der Lahn.
Die Wanderung in Kürze
Startpunkt: Nassau Bahnhof
Zielpunkt: Bad Ems Bahnhof
Länge: ca.13 km
Dauer: ca. 4 Stunden
Schwierigkeitsgrad: leicht (mit ein paar saftigen Anstiegen, die die Einstufung ganz leicht in Richtung mittel rutschen lassen)
Wegbeschaffenheit: viele Naturpfade, eine Wald- und Wiesenwege, insgesamt eine Wohltat für die Füße
Markierung: weißes L auf schwarzem Grund. Die Richtungspfeile sind fast immer auf einem separaten Schild (ebenfalls in Schwarz auf weißem Grund) darunter angebracht. Der Lahnhöhenweg ist gut ausgeschildert, allerdings gibt es zwei, drei Abzweige, an denen Du nicht direkt vor dem Abzweig ein Hinweisschild findest. Hier musst Du einfach darauf achten, ob auf den folgenden fünfzig bis hundert Metern die Markierung wieder auftaucht. Wenn nicht, solltest Du zurückgehen und die andere Variante des Abzweiges versuchen.
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