24 Jul Wildenburg – ein klein wenig klettern
Ein Tag in den Felsen
Ungeplant ist meistens besser! Was tun am Sonntag-Nachmittag? Spazierengehen, den Hund ausführen oder lieber zur Wildenburg hoch? Mit dabei sind: Schwester Pia, Neffe Norman und Polly, der Hund. Mir steht der Kopf eher nach Wildenburg und ein bisschen Klettern. Das sag ich aber nicht laut. Mal sehen, was sich ergibt …
Also auf zur Wildenburg. Aber nicht ins Wildfreigehege, sondern hoch zum Hexentanzplatz und zu den Felsenklippen, die den Höhenrücken hier krönen und die mich immer wieder – egal wie oft ich schon hier oben war – zum Klettern einladen. Wann war ich eigentlich das letzte Mal am Hexentanzplatz? Ich dachte, es sei im letzten Jahr gewesen. Auf den Aussichtsturm will ich nicht unbedingt, aber zumindest vom alten Plateau runterschauen auf Bruchweiler, Langweiler und die Höhenlinie des Hochwaldes. Danach wieder runter Richtung Hexentanzplatz.
Und gleich zu Beginn vertue ich mich! Ich dachte, der Aufstieg sei weiter links, während rechts ein breiter Pfad Richtung Osten läuft, wobei auch noch ausdrücklich auf den Hexentanzplatz hingewiesen wird. Blamier ich mich jetzt vor meinem Neffen und der besten Schwester der Welt? Nein, wir kennen uns zu gut, um uns gegenseitig was vorzumachen. Ich gebe meinen Fehler zu, nachdem ich mich vergewissert habe, dass links tatsächlich kein Weg hochführt.
Noch läuft Polly an der Leine. Was für eine Quälerei für das Tier, wo es hier doch sicher aufregend viel zu riechen gibt! Zu Beginn suchen wir nach einem Stamm, in dem sich Pia mit Mann und Kindern vor Jahren verewigt hat. Ich finde direkt am Hexentanzplatz einen Baum mit verwachsenen Schriftzeichen, kann diese aber nicht entziffern. Später wird sich herausstellen, dass es die gesuchten Schnitzereien sind. Also hat mich mein Riecher doch zum richtigen geführt.
Gleich hinter dem Hexentanzplatz wächst die erste Felsenmauer aus dem Waldboden. Noch bin ich nicht soweit, gleich in den Fels einzusteigen. Aber mein Neffe reizt mich mit der Frage, ob ich denn nicht klettern wollte? So sei es denn. Will ich ihm was vormachen? Er folgt mir sofort, seine Mutter versucht zu bremsen, wenn auch nicht sehr ernsthaft. Ich muss mich jetzt natürlich ein Stück beweisen.
Der Fels ist aufgewärmt von der Sonne, das Moos, das darauf wächst, mehr oder weniger ausgetrocknet und bröselig, somit auch ein wenig rutschig. Das klingt zumindest nach einer guten Entschuldigung. Ich bin nicht so ganz sicher, woran es liegt. Ich habe nicht die ganze Kraft in den Beinen, nicht so, wie ich es sonst kenne. Sind es die Belastungen von den Vortagen? Oder doch eher ein Stück Unsicherheit?
Unterwegs beruhigt sich die Mutter/Schwester einige Male selbst damit, dass mein Neffe auch als Kind schon hier oben mit seinem Vater rumgeklettert ist. Die Felsen erheben sich immer höher über dem Wanderweg, der seinerseits einige Bögen macht. Wir verlieren den Kontakt zu Pia. Norman ruft nach ihr, sie antwortet nicht.
Es gibt zwei oder drei Stellen, an denen ich zögere, aber Norman hängt doch ein paar Meter zurück. So habe ich jedesmal, wenn ich unsicher bin, auch die Zeit, mich der richtigen Route zu versichern bzw. auch einmal eine Ausweichroute zu suchen. Schließlich kommen wir am Ende der Kette an. Zunächst finde ich keinen leichten Ausstieg. Die Direttissima ist zu gefährlich, dafür müsste ich besser klettern können.
Ich umrunde eine Felsspitze rechter Hand und sehe, dass dort eine schmale Leiste weiterführt, von der schließlich ein Abstieg möglich ist. Da wir jetzt zum Wanderweg absteigen werden, ruft mein Neffe noch schnell seine Mutter auf dem Handy an und sagt ihr, wo wir sind. Wenige Augenblicke später ist Pia auch da.
Den Rückweg machen wir über den Pfad des Saar-Hunsrück-Steigs, den meine Schwester somit ein zweites Mal läuft. Auf den Felsen habe ich leider keine Fotos gemacht. Aber jetzt auf dem Rückweg nutze ich die Gelegenheit, und fotografiere die Mauer wenigstens von unten. So wirkt sie vielleicht auch ein klein wenig mächtiger.
Auf dem Rückweg halten wir noch bei unserer alten Kneipe in Kempfeld an. Damals hat mein Vater sie geführt und ich hab hier nicht selten gekellnert. Daraus ist jetzt ein veritables Hotel mit Koi-Garten geworden. Leider ist dort nicht sehr viel los, fasst muss man sich Gedanken über deren Zukunft machen.
Für Interessierte und Kenner: Hier oben unterhalb der Felsen läuft der Saar-Hunsrück-Steig entlang. Infos dazu findest Du hier: saar-hunsrueck-steig.de
Und hier noch der Link zu einer etwas längeren Tour, die hier oben über den Wildenburger Kopf führt: Tagsüber tanzen die Hexen nicht.
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