21 Sep Ahrtal erleben – Tag 1 und 2
Ahrtal erleben – auch für Nordlichter
Obwohl ich mittlerweile in Schleswig-Holstein wohne, führt mich mein Weg immer wieder ins Ahrtal. Eine große Liebe verbindet mich mit dieser Landschaft. Sie ist für mich einmalig in Deutschland.
Da bin ich also wieder. Am Samstag reise ich an und zwar mit der Bahn aus Hamburg. Der Reisetag beginnt mit großem Chaos. Im Kopf habe ich, dass der Zug 7.30 Uhr in Hamburg am Hauptbahnhof abfährt. Aber irgendwie ist mir komisch bei dem Gedanken. Und kaum sind wir in der Stadt, kommt mir die Idee, doch mal auf mein Ticket zu gucken.
Ahrtal erleben: Das Abenteuer beginnt schon in Hamburg
Soll man zwar nicht während der Fahrt, vor allem wenn man hinter dem Lenkrad sitzt. Aber das ist jetzt wichtig. Und tatsächlich: Laut Ticket steige ich in Hamburg-Altona ein. Das ist der andere große Fernbahnhof in Hamburg. Jetzt wird es zeitlich eng. Ich sehe mich schon am Bahnsteig stehen und dem Zug nachwinken.
Jetzt heißt es Gas geben – in der Stadt. Wird sofort geahndet. Zwar versucht ein freundlicher älterer Herr hinter mir, mich mit Aufblenden davor zu warnen. Als ich endlich kapiere, was er mir sagen will, hat der böse rote Blitz schon mein Konterfei abgelichtet. Es ist nicht das erste Mal in Hamburg. Die mögen mich hier nicht, zumindest nicht meinen Fahrstil. Vielleicht sollte ich mich als Model für Radarfallen bewerben.
Aber wir schaffen noch den Zug. Fast fünf Minuten vor der Abfahrt sind wir in Altona. Die Zeit reicht aber nicht mehr für eine herzliche Verabschiedung. Ich springe aus dem Auto, grabsche mein Gepäck statt meine Frau. Aber wir haben gewonnen. Oder anders ausgedrückt: Die Engel waren auf unserer Seite.
Der Zug steht leer im Gleis. Er startet hier. So kann ich mir einen beliebigen Sitzplatz aussuchen, kann mich ausbreiten und freue mich, dass ich nun mehrere Stunden lesen kann. Und dann muss ich nach einer kurzen Fahrt feststellen, dass der Zug in den Hamburger Hauptbahnhof einfährt … Das spricht für meine Art der Reisevorbereitung.
In Bonn steige ich nach fast fünf Stunden um. Von hier bin ich in weniger als einer in Ahrweiler. Vom Bahnhof zum Hotel Lindenmühle ist es nur ein kurzer Weg. Ich kenne das Haus von einem früheren Besuch.
Ahrtal erleben: im richtigen Hotel
Es ist ein sympathisches, übersichtliches Fachwerkhaus, das gerade in kleinen Schritten restauriert wird. So werden die Gäste nicht gestört. Auch in den Zimmern dominiert Holz. Nachdem ich das meine bezogen habe, bin ich schnell in den Wanderklamotten zur ersten Aufwärmrunde. Muss sein, denn: Seit ich im Norden wohne, habe ich nur noch Flachlandtouren gemacht. Und in den letzten Wochen habe ich häufig Probleme mit den Knien gehabt.
Als kleinen Test, der am Nachmittag noch zu schaffen sein sollte, gehe ich am Ahrufer entlang nach Bad Neuenahr. Dort dann am Bahnhof vorbei und weiter Richtung Flugplatz. Dort zweigt der Rotweinwanderweg ab, wohl einer der bekanntesten deutschen Themenwanderwege. Der führt mit leichten Steigungen durch die Weinberge nördlich der Ahr. Diese »leichten Steigungen« machen mir schnell zu schaffen. Meine Knie schmerzen. Sie fühlen sich an wie verkleistert.
Sobald der Weg wieder eben verläuft, bessert sich dieses verklebte Gefühl. Die Schmerzen lassen schnell nach. Aber: Statt der geplanten 10 km laufe ich nur 6. Das muss genügen. Was wird aus meiner Wanderwoche? Und vor allem: Wie soll ich den Wandermarathon am kommenden Wochenende überstehen?
Zurück im Hotel dusche ich mich und lege mich aufs Bett. Ein paar Mal krampfe ich in den Waden. Aber das geht schnell wieder weg. Für den Sonntag plane ich trotz allem eine längere Tour.
Ahrtal erleben: fünf Tage, fünf Touren
Sonntag: Zum Einlaufen geht es zunächst mal auf der Strecke vom vorigen Abend wieder zurück. Schnell merke ich, dass Knie und Beine viel besser mitspielen als tags zuvor.
Der Himmel ist heute Morgen so strahlend blau, wie er an einem schönen Herbstmorgen nur sein kann. Aber er ist überzogen mit Kondensstreifen. Tatsächlich sieht es so aus, als wollten die vielen Flieger ein Häkelmuster vor dieses Blau zeichnen. Bisher habe ich bei dem Thema Chemtrails nur mit den Schultern gezuckt. Aber heute Morgen fange ich an, unsicher zu werden.
Wie so oft im Herbst, wenn ich hier wandere, fallen mir die vollreifen süßen roten Trauben auf. Links und rechts des Weges rufen sie: Pflück mich! Aber als verantwortungsvoller Wanderer lasse ich mich natürlich nicht von diesen Rufen verlocken.
Ich laufe nicht ganz bis zu dem Punkt, wo ich am Vorabend den RWW begonnen habe. Ich biege kurz vorher links ab und folge den Hinweisschildern Heppinger Berg. Achtung, wer diese Tour nachwandern will, sollte auf Folgendes achten: Besagte Hinweisschilder zeigen in beide Richtungen. Es gibt also mehrere Wege, die zum Heppinger Berg führen. Ich wähle den linken, in nördliche Richtung führenden, der am Sportflugplatz vorbeiführt.
Mein eigentliches Ziel ist die Landskrone. Dort bin ich – der das Ahrtal fast auswendig kennt – noch nicht gewesen. Sie lag des Öfteren nah am Weg, aber immer hatte ich anderes im Sinn. Aber ein Gespräch vom gestrigen Abend mit meiner Liebsten, die ja zu Hause geblieben ist, über Kaiser Barbarossa und seine Kinder hat mich neugierig auf die Ruinen dieser ehemaligen Stauferburg gemacht. Sie wurde wohl von einem Sohn des Staufenkaisers errichtet.
Ich laufe also Richtung Flugplatz. Das dortige Café ist geschlossen, denn es hat zurzeit leider keinen Pächter. Deshalb gehe ich daran vorbei, folge dem Weg parallel zum hiesigen Schießstand. Hinter dem mannshohen Wall wird heute Morgen eifrig geübt. Der Schießstand ist scheinbar ein offener unter freiem Himmel, jedenfalls knallt es ununterbrochen zu meiner Rechten.
Ahrtal erleben: ohne Wegmarkierung
Hier hat es dann auch vorübergehend keine Wegmarkierung mehr. Aber wer die Kuppe des Heppinger Berges mit der Landskroner Maria-Hilf-Kappelle im Blick behält und seinen Weg immer in etwa in dieser Richtung beibehält, geht kaum verkehrt. Vorbei an einem großen Strommast stoße ich dann bald wieder auf den Rotweinwanderweg.
Der führt mich zunächst unter der Talbrücke der A61 hindurch, stets weiter bergab bis zum Ortsteil Gimmigen. Hier geht es kurz nach links, dann wieder rechts – den Wegmarkierungen folgend auf einer langen, langen Treppe in den Wald hinauf! Das ist jetzt die Nagelprobe für meine Knie. Nachdem ich den Weg bisher ohne große Beschwerden gemeistert habe, kommt es nun darauf an. Und es klappt, meine Knie halten auch dieser Belastung stand.
Der Weg hoch zur Kapelle windet sich über ungezählte Serpentinen durch den Mischwald bergauf. Da ich heute viel Zeit habe, gehe ich es gemütlich an. Mehrfach kreuze ich breite Waldwege, aber die Wegmarkierungen (jetzt nur noch Landskroner Kapelle) verweisen immer auf den schmalen Pfad.
Dann öffnet sich plötzlich der Wald und ich stehe vor der Kappelle. Die ist bedauerlicherweise verschlossen. Sie stammt vermutlich aus dem 12. Jahrhundert. Durch ein Glasfenster in der Tür kann man ins Innere schauen. Das lohnt sich aber nur, wenn man gleichzeitig 50 Cent in den Automaten wirft, der dann für 3 Minuten das Licht in der Kapelle einschaltet. Groß steht unterhalb des Giebels der Name der Kapelle (Maria Hilf), darunter auf einem Gitter über einer Madonnenfigur: Maria hat geholfen. Mir hat sie nicht geholfen, denn ich hatte keine 50 Cent dabei und ohne Geld wollte sie nicht das Licht einschalten. Vielleicht habe ich nicht inständig genug gebetet.
Vom Stauferkaiser und seinen Kindern
Von der Kapelle geht es ein paar Schritte zurück auf dem Weg, dann zweigt rechts der Pfad hoch zur alten Burgruine ab. Zunächst stoße ich auf den Mauerrest des alten Tores, wenig später auf einen alten Brunnen. Dann geht es noch weiter bis zu den Resten der alten Oberburg. Viel ist von allem nicht erhalten. Aber so lenkt auch wenig von dem herrlichen Rund-um-Blick ab, den man vom Plateau mit dem Gipfelkreuz hat. Wären da nicht ein paar Büsche und Hecken hinter dem Gipfelkreuz, hätte ich ein 360-Grad-Panorama.
Nun noch ein paar Fotos von mir selbst (lässig ans Gipfelkreuz gelehnt), dann noch einmal ein Blick über das gesamte Areal und schon verlasse ich die Ruine wieder.
Um nicht den selben Weg wieder zu nehmen wie beim Aufstieg (wie langweilig), wende ich mich dann an der ersten Abzweigung nach rechts. Sobald ich den Waldrand erreiche, wieder rechts. Ab hier steige ich dann entlang der offenen Feldflur beim nächsten Querweg wieder rechts Richtung Heimersheim (ohne Beschilderung) auf breitem Weg durch den Wald ab.
Dort, wo ich aus diesem heraustrete, stoße ich auf die breite Betonpiste des RWWW, wende mich nach rechts. Aber nur, bis linker Hand ein steiler Asphaltweg hinunter nach Heimersheim führt. Ich stoße gleich am Beginn des Ortes auf den Bahnhof, wo ich ein Viertelstündchen auf die Ahrtalbahn warte, die mich in drei Minuten nach Bad Neuenahr bringt.
Hier treffe ich mich mit Freund Michael , um bei Da Renato den besten Capuccino im ganzen Ahrtal zu trinken. Lust das Ahrtal selbst zu entdecken? Dann gibt es Infos hier: Ahrtaltourismus
Lust auf das nette kleine Hotel, das ich nur empfehlen kann? Hotel Lindenmühle Auch Freund Michael betreibt ein sehr empfehlenwertes Hotel direkt gegenüber der Spielbank: Hotel Central Und hier noch eine Zusammenstellung von Links mit meinen schönsten Beiträgen zum Wandern im Ahrtal und Ahrgebirge:
Wandervorschläge, um das Ahrtal kennenzulernen:
Für Genussgeher: Einfach einzelne Etappen des Rotweinwanderweges gehen: www.rotweinwanderweg.de. Für Sportliche – die neue AhrSteigetappe von Kreuzberg nach Walporzheim! Endlich ein durchgehender AhrSteig. Für Kletterfreudige – eine Tour über mehrere Gipfel rund um Altenahr! The Seven Summits (rund um Altenahr). Für Wehmütige – die Novemberabschiedstour! Abschied im November. Für Freunde der alten AhrSteig-Verbindungswege (AV1 und AV2): auf dem alten AV1: Des Königs neue Kleider und für den alten AV2: Waldeinsamkeit auf dem Königsweg. Für Menschen mit Humor (beim Lesen): Wie ich einmal ohne Frau E. aufs Steinerbergplateau stieg!
Und noch eine Bücherliste zum Thema Wandern im Ahrtal:
Es handelt sich hierbei um Bücher, deren Thema ausschließlich Wanderungen im Ahrtal sind. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Publikationen, etwa mit Wandertouren in der Eifel, in denen auch einzelne Touren im Ahrtal vorkommen. Diese alle aufzuführen, würde den Rahmen dieser Liste sprengen. Deshalb hier eine Auswahl: Die Ahr: 31 Touren – Mit Ahrtalweg und dem gesamten RWWW, Peter Squentz, Bachem Verlag, 14,95 EUR. (Hinweis: Dieses Buch ist 2011 erschienen und enthält deshalb keine Touren auf dem AhrSteig, der ja erst 2012 eröffnet wurde.) Rund um Bad Neuenahr-Ahrweiler – Die 15 schönsten Wanderwege, Kerstin Goldbach, Bachem Verlag, 14,95 EUR Wanderführer AhrSteig und Rotweinwanderweg, Hans-Joachim Schneider, DuMont Reiseverlag, 12,99 EUR AhrSteig mit Rotweinwanderweg und Ahr-Radweg, Jürgen Plogmann, Rother Wanderführer, 11,90 EUR
Wenn Dich meine restlichen Touren dieser Wanderwoche interessieren, findest Du sie hier:
Die Beschreibung der restlichen Tage unter dem Motto:
Tag 3: … doch der Ahrsteig
sowie an
Tag 4: Ratlos im Sattel.
Fehlt noch der fünfte und letzte Tag: Ahrtal erleben – Tag 5
Und auf ahrtalwandern.de findest Du stets aktuelle Informationen und Berichte über das Ahrtal als Wander- und Erlebnisregion.
aurorawillwandern
Posted at 10:44h, 22 SeptemberEin sehr schöner Bericht mit tollen Fotos!
So, bist du also in den hohen Norden gezogen. Warst du nicht vor Kurzem erst nach Bitburg gezogen, oder verwechsel ich dich mit jemand anderem?
Der Norden ist auch schön!
Gruß
Aurora
Hans Joachim Schneider
Posted at 11:12h, 22 SeptemberLiebe Aurora, Du hast recht. Ich bin mehrfach umgezogen in den letzten zwei Jahren: Im Sommer 2016 bin ich von Köln in die Eifel gezogen. Zunächst auf ein kleines Dorf namens Ammeldingen. Dann bin ich beruflich bedingt nach Bitburg, was ca. 30 km von Ammeldingen weg war. Nach einem Jahr in Bitburg habe ich eine tolle Frau aus der Hamburger Ecke kennengelernt. Also schnell eine Stelle in Hamburg gesucht und seit 1. Juli bin ich offiziell Schleswig-Holsteiner. Danke für Deine Komplimente. Schöne Grüße, Joachim
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Gregor Schürer
Posted at 14:28h, 13 MaiDer Ortsteil unterhalb der Landskrone heißt Heimerseim, nicht Heimerzheim. Heimerzheim gehört zu Swisttal und liegt in NRW. Grüße, Sie werden es erraten, aus Heimersheim, sendet Gregor Schürer
Hans Joachim Schneider
Posted at 14:34h, 13 MaiUups, kch könnte es eigentlich wissen. Als ehemaliger Rheinländer bin ich so oft an Heimerzheim auf der Autobahn vorbeigefahren. Und ich war so oft im Ahrtal, bin so oft in Heimersheim in die Ahrtalbahn gestiegen: aber einmal nicht aufgepasst. Zack. Danke für den Hinweis, ich werde es gleich richtigstellen. Liebe Grüße, Joachim